Wanda
Ciao!
Vertigo Berlin/Universal (VÖ: 6.9.)
Indiepop: Manchmal heiter, manchmal wolkig, meist dazwischen – das vierte Wanda-Album bleibt eigenartig unentschlossen.
Wanda haben ihre eigene Sprache gefunden. Sie können auf eigene Chiffren zurückgreifen und auch auf eigene Kunstgriffe. Sie besitzen ein sehr gutes Gespür dafür, wie ein Song aufgebaut sein muss. Das führt zu einem Aktivposten, den längst nicht alle Bands besitzen. Das Entscheidende ist aber, dass Wanda diesen Aktivposten nicht überstrapazieren. Sie bemühen sich, ihm Neues an die Seite zu stellen. Auf dem letzten Album klappte das ganz gut, Wanda strichen ihre Musik mit Teerfarbe an, sie klang nicht mehr nach dem Exzess, sondern eher nach dem Morgen nach der Rauschmittelnacht. Müde, aber nicht ohne Hoffnung. Zerstört, aber in dem Wissen: Das Leben, dieses eigenartige Ding, verfügt über Reserven, die dafür sorgen, dass nach einer Weile alles wieder im Lot ist. Das scheint nun der Fall zu sein, und Wanda laufen mit aufgerissenen Augen durch die Welt.
AmazonCIAO! ist eine irre musikalische Platte in dem Sinne, dass sie nach links und nach rechts und nach oben und nach unten schaut. Die Band hat ihre Beatles studiert, sowohl „Ein komischer Traum“ als auch „Swing Shit Slide Show“ und „Gerda Rogers“ atmen den Geist von SGT. PEPPER’S. Vielleicht auch „Vielleicht“ mit seinem schönen Kurt-Sowinetz-Verweis, wobei das dann eher an Klaatu erinnert, von denen man ja seinerzeit dachte, sie wären die Beatles.
Wanda üben sich aber auch in Zappelfunk, in Powerpop, in sweetem Sixties-Pastiche und in Seventies-Gesten. Bisweilen wirkt dieser Stilmix etwas erratisch, zumal Marco Michael Wandas Wortschatz das Konkrete verlassen hat. Die Slogans sind weniger geworden. Er lädt stattdessen vermehrt zu Assoziationen ein.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass man sich da durchkämpfen muss, dann schälen sich die Hits heraus, neben der Single „Ciao Baby“ vor allem „Das Erste, an was ich denk“. „Ich weiß genau, dass wir zu oft in die Ferne schauen“, singt Wanda hier zum Wummerbass, zum Schifferklavier, zur freidrehenden Gitarre. Irgendwann ein „Yeah“, dann ein Solo, und man hat wieder diesen Kosmos betreten, in dem man sich doch so gerne hinlegt und die Augen schließt. Nur hätte man sich eine etwas dickere Decke gewünscht. Aber man kann nicht alles haben.