Warren Suicide :: World Warren III
Shitkatapult/Alive
Aus dem, was man früher vielleicht Indietronics genannt hätte und heute einfach Elektro-Rock, erwächst eine ungeheuer mächtige Langspielplatte.
Nur mit dem Artwork wird das wohl nichts mehr werden bei Warren Suicide. Gestaltet von Cherie, der weiblichen, vor allem visuell arbeitenden Hälfte des Berliner Künstlerprojekts, spricht es leider nicht mit Worten wie diesen zu uns: „Hey, schau nur, diese Platte hat ihren eigenen Kopf – und sie will dir deinen verdrehen!“ Nein, es kräht nur komisch. Oder bu-hut. Schwer zu sagen. Das ist ja das Problem. Aber auch die Musik gibt sich erst einmal spröde. Der Opener „We Declare Warren Peace“ schleppt sich wie eine scharrende Chain Gang ins Bild. An den Peitschen, nur drohend, nicht knallend: Iggy Pop und Tom Waits. Doch der Blues erhebt sich schließlich mit hellen Akustikgitarren und einer Melodieschleife von The Göteburg String Theory (u.a. José González) zu einer erhabenen Ouvertüre für das folgende Spektakel. Auf World Warren III spielen über 50 Menschen mit, u.a. Mitglieder der Neubauten, der Tindersticks, von Apparat u.v.a. Nacht, der musikalische Direktor von Warren Suicide, der seinerseits pausenlos an Platten und Liveumsetzungen anderer beteiligt ist, hat für all diese Sounds, Einflüsse und Persönlichkeiten einen Platz vorgesehen, der ihr Erscheinen quasi zwingend notwendig macht. World Warren III klingt in der Summe ungeheuer mächtig, manchmal fast bedrohlich wie in dem furiosen Industrial/Spielmannszug-Clash „Fuck Off Happy“. Diese Platte will ziemlich viel, findet jedoch zuverlässig und rechtzeitig den Weg zurück zu einer schlichten Melodie, zu einem trockenen Groovebox-Pattern oder zur nächsten kleinen Albernheit. Was außerdem für diese Musik spricht: Zu ihren Wurzeln unternimmt der den Popmarkt längst beherrschende Reiseveranstalter „Retromania Tours“ höchstens alle acht Wochen mal eine Ausflugsfahrt – zurück zu Foetus, PIL, Alan Vega usw. Für manche sind das noch richtige Abenteuertrips. Das hier ist auf jeden Fall einer.
Key Tracks: „Fuck Off Happy“, „Hello Mom“
The Weeknd
Thursday
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