Wer wenn nicht wir
Wie alles begann: der Baader-Ensslin-Komplex
Uli Edels Film „Der Baader-Meinhof Komplex“ wurde mitunter vorgeworfen, der Ikonisierung der RAF-Granden mit allzu vielen Stars und schönen Bildern weiteren Vorschub zu leisten – ob zu recht, darüber kann man streiten. Andres Veiel beleuchtet mit „Wer wenn nicht wir“ einen Aspekt der RAF-Vorgeschichte, und zwar weit weniger grell: Wie die begabte Pfarrerstochter Gudrun Ensslin, eine enttäuschte Idealistin mit Hang zum Masochismus, zur Gewalttäterin mutiert, inszeniert Veiel eher als psychologisches Kammerspiel. Ensslin ist, genau wie ihr Teilzeitverlobter Bernward Vesper, mehr tragische Gestalt denn selbstlose Kämpfernatur, zutiefst leidend an der Schuld der Väter, an ihrem Verschweigen und Verdrängen. Wie sie dann als Geist, der das Gute will und das Böse schafft mit heiligem Ernst und urdeutschem Größenwahn zur Tat schreitet, ist klassischer Tragödienstoff, und in selbiger endet auch alles, die hübsch verkorkste Liebesgeschichte inklusive. Und einen Schurken gibt es natürlich auch: den Desperado Andreas Baader. Ein wenig plakativ wird es nur, wenn dessen erotischer Beziehung zu Gudrun Ensslin allzu viel Bedeutung beigemessen wird. Denn der deutsche Terror wurde definitiv nicht im Bett gezeugt.
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