White Lies – To Lose My Life

Mit Schleife. Seitenlange Linklisten bei Wikipedia, BBC- und NME-Newcomer 2009, ein exklusives 7-Inch-Box-Set zum Debüt für ungeduldige Vorbesteller und Vorreiter auf der großen Hypewelle. Misstrauen gegen den Rummel fällt da leicht, da hilft auch ein Blick auf die Webpräsenz des Londoner Tnos wenig. Die ist knitterfrei, hochglanzpoliert und bietet ein Repertoire an autwendig produzierten Videoclips: Hopper’sche Momentaufnahmen morbider Isolationsfantasien verbildlichen die schaurigen, traurigen Geschichten aus der Feder des Bassisten Charles Cave – feist instrumentiert mit seinen Freunden Harry McVeigh (voc.) und Jack Brown (dr). Tragische Schauermärchen von Tod und Liebe werden theatralisch in Klang und Worte übersetzt. McVeighs Stimme ist eindringlich, schwebt isoliert wie aus dem Jenseits über den dichten Arrangements und erweitert damit wunderbar das Stimmungsspektrum der Band. Unheimlich flimmernde Synthies verursachen selbst in den tanzbarsten Songs Unbehagen: „Death“ beginnt mit einer nervösen Synthieline, die einen grandiosen Spannungsbogen aufbaut und plötzlich abbricht wie der letzte Ausschlag auf dem Monitor am Sterbebett. Dass das Leben mit dem Tod nicht zwangsläufig endet, beweisen die satten Gitarren und der hoffnungslos übersteuerte Bass im kathartischen Ausklang. Der Titeltrack feiert eisig die absolute, romantische Liebe. „Unfinished Business“ wird zwar wie ein Requiem von einer finsteren Orgel eingeleitet, doch der Tod, ob Mord aus Affekt oder vorsätzlich aus Liebe, ist keine Ausrede vor bedingungslosem Tanzeinsatz. TO LOSE MY LIFE könnte ebenso gut schon eine karriereabschließende Hit-Compilation sein: Jeder Song ist eine potenzielle Single. White Lies‘ Debüt zeugt von großem Ehrgeiz, sie schielen in Richtung Mainstream – zu Recht, denn ihr bombastischer Sound wird in großen Hallen erst richtig zur Wirkung kommen.

VÖ: 20.3.

Story S. 33

www.whitelies.com