Worried Man & Worried Boy
Worried Man & Worried Boy
Problembär/Seayou/Rough Trade
Der Drummer von Ja, Panik nimmt zusammen mit seinem Vater, Skiffle-Legende und Austropop-Pionier Herbert Janata, dessen alte Stücke neu auf.
Nach 54 Jahren ging im Sommer 2014 die Karriere der Worried Men Skiffle Group, der selbst ernannten „damned best dance band in town“ zu Ende. Die town ist Wien und die Worried Men um Gerhard „Doc“ Richter und Herbert „Hiero“ Janata waren mit ihrem Skiffle-Stil und ihren Schmäh-Texten Wegbereiter für die Dialektwelle der Ambrosse, der Danzers und Fendrichs der 70er- und 80er-Jahre.
Dass ihr Sound gerade heute, im Zeitalter des wiedererstarkten Austropops von Wanda, Bilderbuch und dem Nino aus Wien, anschlussfähig ist, zeigen Janata und sein Sohn, der hauptberufliche Ja, Panik-Schlagzeuger Sebastian. Zusammen haben sie Klassiker der Worried Men wie „I wü owa I trau mi net“ und „Owa mi loss bitte heit in Rua“ neu aufgenommen – originalgetreu mit Vorkriegsinstrumentarium wie Kazoo und Ukulele analog auf Tonband, aber mit dem Kenntnisstand von heute. Und so klingt etwa die Leadsingle „Der schönste Mann von Wien“ (feat. dem – nicht titelgebenden – Nino aus Wien) so, wie man sich das nächste Libertines-Album wünscht: souverän, dreckig und erhaben. Mit einer Lässigkeit und einer Sexyness, wie sie der Deutschrock nie draufhaben wird.
Die zeitlose Relevanz der Texte zeigt sich in Songzeilen, die unbekümmertes Prä-Slackertum Hand in Hand mit der Forderung nach unbedingtem Einhalt der Menschenwürde gehen lässt (wenn man da mal wild herumdeuteln darf): „Trottel kannst mi hassen, aber schimpfen derfst mi ned. Trottel dad ma passen, aber sog ned, I bin bled“, heißt es und andernorts: „Ich bin bestimmt kein dummer Mensch, nur foid ma nie wos G’scheides ein. Und red’ i manchmoi ohne Hirn, muaßt du mi ned glei demolieren“. Rührend ist die durch die Band-Konstellation neu entstandene Bedeutung einer Zeile wie „An mein’ Vater denk’ i gern, i bin wie er auf Zack“.
Mit dem Opener „Flohzirkusdirektor“ und „Konzert“ wurden hier auch Songs vollendet, die Janata, der Ältere, Jahre in der Schublade hatte. Das macht die Platte für Langzeitfans interessant. Vor allem richtet sie sich aber an die Jugend von heute: Daher kommt das, was ihr jetzt so geil findet! Anhängern von Ja, Panik soll der Alleingang übrigens keine Angst machen: Ja, Panik-Bassist Stefan Pabst hilft hier ab und an am Schlagzeug aus und hat das Artwork gestaltet.