Yeasayer
Erotic Reruns
Yeasayer/Cargo (VÖ: 7.6.)
Alles-auf-einmal-Indie zwischen 80s-Disco, Folk und Psychedelic, tight wie nie.
Sonnenkönige sind einsam, auch, wenn sie Donald Trump heißen. Also überlegen Yeasayer im Song „Blue Skies Dandelions“, was man tun könnte, um Mr. President aus der Isolation zu erlösen: ihm eine Pyramide bauen zum Beispiel. Oder ihn auf Drogen setzen.
AmazonEin, sagen wir, kreativer Ansatz, aber auch typisch für EROTIC RERUNS, das fünfte Album von Yeasayer. Denn manches Stück, das nach locker aus der Hüfte gespieltem Hit zwischen Synthie-bis-(Beinahe-)Discopop, Folk und Psychedelic klingt, hat einen garstig-giftigen Twist.
Seit ihrem als Ethno-Rock gelabelten Debüt ALL HOUR CYMBALS drifteten die New Yorker zwar konsequent in Richtung Pop und Camp, schlugen dabei aber immer derart viele Haken, dass ihre Songs im besten Falle clevere Kakophonien waren – im schlechtesten auch mal überfrachtet und egal klangen. Diesmal tanzt der Frankenstein, den sie in ihrer Weirdo-Werkstatt zusammengeschraubt haben, wie Of Montreal im Stechapfelschritt.
Stücke wie „Ecstatic Baby“ sind glamourös und hedonistisch, tight wie bislang nichts der notorischen Ausfranser, während in „Let Me Listen In On You“ eine einsame Surf-Gitarre ihr Leid klagt. Romantisch wird’s trotzdem nicht: Schließlich will einem hier kein Liebhaber in die Intimsphäre lauschen – sondern „Big Brother“.