Zahn
Zahn
Crazysane (VÖ: 20.8.)
Das Noise-Rock-Instrumental-Trio suhlt sich in der Soundschlacke.
Bevor es zu dental wird und sich doch noch der eine oder andere Karies-Kalauer einschleicht: Hinter dem zackigen Namen Zahn verbirgt sich ein neues, deutsches (Noise-)Rock-Trio, welches sich aus Schlagzeuger Nic Stockmann (Heads., Eisenvater), Bassist Chris Breuer (Heads., ehemals The Ocean) und Felix Gebhard (Home Of The Lame), seines Zeichens Tour-Keyboarder für Einstürzende Neubauten, hier jedoch die Gitarre bedienend, zusammensetzt.
AmazonKlangfarblich erweitert und unter anderem von Alexander Hackes Synthesizern, einem schwirrenden Saxofon oder gar Lapsteel-Lauten unterstützt, suhlen sich Zahn kunstbeflissen, aber niemals verkopft in einer Genregrenzen transzendierenden Soundschlacke. Klingt der Opener „Zerrung“ noch so, als hätte sich die Kneipe „Titty Twister“ aus der Rodriguez/Tarantino-Kooperation „From Dusk Till Dawn“ samt Tito-Larriva-Hausband plötzlich in ein David-Lynch-Drehbuch verirrt, ist dies nur der Anfang eines extravaganten tonalen Trips.
Instrumental-Rock auf international konkurrenzfähig hohem Niveau
So führt „Pavian“ zunächst in die Stoner-Wüste von Palm Desert, nur um letztlich in einem Black-Sabbath-Zeitlupen-Riff zu gipfeln, während das Trio auf mysteriöseren Titeln wie „Tseudo“ oder dem dröhnenden „Gyhum“ gekonnt zwischen eingängigen Motiven und scharfkantigeren Soundscapes changiert. Woanders suggerieren seltsame Schreibweisen wie beim Pixies-Grunger „Schranck“ oder dem passend betitelten „Lochsonne Schwarz“ Eingeweihten-Code, oder lässt einen ein Stück wie „Aykroyd“ mutmaßen, ob sich diese Nummer wohl um den kanadischen Komiker und „Coneheads“-Darsteller Dan dreht.
Eindeutiger ist dagegen das Fazit: Zahn spielen ihren Instrumental-Rock auf international konkurrenzfähig hohem Niveau und könnten Szene-Segment-Veranstaltungen wie das Desertfest oder das Roadburn-Festival genauso gut bereichern wie die kleinste Hurricane-Bühne nachts um zwölf zermalmen.