Richard Marx – Atlanta, Center Staqe


Richard who? Europäischen Ohren ist der Name noch nicht vertraut, Amerikaner hingegen kennen den 23jährigen Marx schon in- und auswendig. Nicht etwa weil er mit „Don’t Mean Nothin'“ und „Should Have Known“ gerade zwei Singles in die amerikanischen Top 10 hievte. Marx, Sohn eines Werbespot-Produzenten, schrieb und besang schon in zartester Jugend unzählige Jingles; Meisterwerke wie „crunchy, crunchy. Nestle’s Crunch is so crunchy“ dürften so manchem Amerikaner noch heute in den Ohren klingen.

Kein Wunder, daß auch seine heutige Musik hochgradig kommerziell ist. Als gesangliches Vorbild verehrt er Journeys Steve Perrv; musikalisch ist er irgendwo zwischen Bryan Adams und den Eagles zu Hause; die Tatsache, daß sich Musiker-Kollegen wie Phillip Bailey und Chicago um seine Songs reißen, rundet das Bild ab.

Es ist also klassischer US-MainstreamKonkurrenz für Bryan Adams? Newcomer Richard Marx wußte zu gefallen.

Rock, der hier in Atlantas „Center Stage“ von der Bühne kommt. Seine Band, erst seit einem Jahr zusammen, ist so kompakt und light wie ein nasses T-Shirt auf Dolly Partons Brust; Marx selbst hat mit seinen 23 Jahren schon eine perfekte Bühnenpräsenz und ein ansehnliches Repertoire an right moves vorzuweisen.

Nur wenn er, der vom Typ eher einem sotten Michael J. Fox als einem verschwitzten Bryan Adams entspricht, sich als Rock ’n‘ Roll-Rauhbein zu verkaufen sucht, geht’s leicht daneben. Seine Elvis-Imitation ist mäßig witzig, und wenn er

mit Fistelstimme Michael Jackson zu veräppeln sucht („Now tell me, who’s bad? I’m baaad!“) geht der Schuß nach hinten los.

Davon abgesehen, ist seine Performance makellos. Marx‘ Enthusiasmus ist nur zu offensichtlich, seine Begeisterungsfähigkeit springt über. Atlantas urban cowgirls jedenfalls entdeckten hier und heute ein neues Idol.

Der Verkäufer am umlagerten Merchandising-Stand, der für 20 Dollar gerade die letzten T-Shirts verhökert, kann sich auch nicht beklagen. „Richard is hot“, sagt er. „Er gibt so viel von sich, daß die Mädels die Funken in seinen Augen sehen.“