„Richtiger“ Rock muss sprunghaft sein – finden die Klangchaoten The Fiery Furnaces
Da steht sie, schmal und schüchtern, in den schicken Stiefeletten, die ihr Freund Alex Kapranos (Franz Ferdinand) in „Eleanor Put Your Boots On“ besang, und reicht ein schwächliches Händchen: „Hi, I’m Eleanor.“ Zupackender ist ihr älterer Bruder Matthew, der alles selbermachen muss bei Fiery Furnaces: „Das war schon immer so“, sagt er mit einem vergnügten Seitenblick auf Eleanor: „Ich spinne rum, und sie erdet das Ergebnis meiner Spinnereien.“ Besser könnte man’s kaum beschreiben: Auch ihr sechstes Album Widow City rockt, funkt, poppt, aber immer nur für zwei, drei Takte, in die Eleanor doppelt so viele Wörter packen muss wie eigentlich möglich, weil Songs wie „Clear Signal From Cairo“ immer gleich weiterwollen, irgendwo anders hin, in den Blues, eine Elektrospielerei oder den nächsten Song. Blitzende, funkelnde Skizzen aus Gitarren-, Piano-, Synthi-Ideen ballen sich zu energiegeladenen Klangklumpen. „Cornelius hat mich fasziniert“, sagt Matthew und meint den japanischen Experimentalpopper, „aber auch die Flaming Ups. Ich glaube, am ehesten sind wir mit Frank Zappa zu vergleichen. Oder mit Captain Beefheart“, und wer dessen krächzende Grollstimme kennt, weiß, warum Eleanor die Augen verdreht. Ihr Bruder ist kaum zu bremsen: „Ich finde, dass wir zu den wenigen Bands gehören, die noch richtigen Rock spielen! Wie The Who mit Sell Out, diese tolle Sprunghaftigkeit! Und hast du nicht das gesampelte Led-Zeppelin-Schlagzeug mitbekommen? Tatsächlich, da schepperte was. „All das würde nicht funktionieren ohne Eleanors Stimme. „Klar“, sagt Matthew, „sie ist mein Anker“, was Eleanor nicht gerne hört: „Ich sehe mich gar nicht als gute Sängerin“, meint sie und würde sich „am ehesten noch mit Joe Strummer“ vergleichen, was sie, lächelnd, am liebsten gleich wieder zurücknehmen möchte. Zu spät.
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