Robbie Williams: „Ich Habe Gelernt: Du Sollst Nicht Rumeiern Mit Dem Pop!“
Der größte britische Popstar der 00er-]ahre, ROBBIE WILLIAMS, war drei Jahre in der Versenkung. Nach künstlerischen und persönlichen Krisen ist er jetzt zurück, glücklich liiert - und mit einem gerüttelt Maß Demut in der einst lustvoll großkotzigen Attitüde.
Deine letzte Platte und deine letzte Tournee sind drei Jahre her. Fühlst du dich, als wärst du lange weg gewesen, kommt dir das hier wie ein Comeback vor?
Ja. Im Moment fühlt es sich an wie eine Fahrt auf einem sehr klapprigen Fahrrad. Ich bin ziemlich neurotisch und hatte sehr viel Zeit, über meine Platte, meinen Job, die Medien, das Business und das alles nachzudenken. Und jetzt geh‘ ich da wieder rein und frage mich: Wie wird es werden? Wollen mich die Leute noch? Aber sie haben mich alle begrüßt wie einen verlorenen Sohn. Es war schön. Echt berührend, herzerwärmend. Ich bin sehr positiv gestimmt.
Es heißt überall, das neue Album sei eine „Rückkehr zu Robbie“. Das bezieht sich wohl auf deine letzte Platte, das böse verrissene Schnellschussalbum RUDEBOX.
Ja, man macht mal was anderes zwischendurch, macht so ein Pausenjahr-Album, eiert ein bisschen rum – und kriegt gleich die Lektion verpasst: Du sollst nicht rumeiern mit dem Pop! Wichtig, Robbie! Du sollst nicht rumeiern mit dem Pop!!! (mit Kleinjungenstimme) Aber ich hab doch nur gemacht, was ich gemacht hab …
Was findest du heute RUDEBOX? Wir haben RUDEBOX geschrieben, während wir INTENSIVE CARE aufgenommen haben, und ich hatte noch nie so viel Spaß beim Schreiben einer Platte. Es war wunderbar. Und dann war’s halt so: „Hier, hört euch das mal an!“ Und alle nur: (dröhnend) „Neeiiiniinn!!! Das ist alles gaaanz faaaalsch!“
Ich mochte die Platte.
Ja, ich auch. Danke.
Ich mag aber auch Hip-Hop.
Ja, ich auch. Aber ich kann hergehen und versuchen, Stephen Duffy zu sein, das hat irgendwie hingehauen. Ich kann versuchen, Neil Tennant zu sein – das hat auch irgendwie hingehauen. Ich kann versuchen, Tom Jones und Mick Jagger zu sein, haut auch hin. Aber Du sollst nicht versuchen, Jay-Z zu sein, Robbie! Pfui, Robbie! Tust du das zurück in die Schachtel! Finger weg!
Du hast ja eine Reputation für großangelegte Gigs a´la Knebworth. Gibt’s für so was wieder Pläne?
Nein, das wird nicht passieren, eine Weile jedenfalls. Ich habe Manschetten vor Gigs. Für mich geht’s jetzt in Babyschritten, die Rückkehr mit diesem Album. Erst mal sehen, wie das läuft, wie es aufgenommen wird. Ich habe die neue Take-That-Show gesehen, und das hat mich wirklich beschämt. Ich dachte nur: Wie soll man das noch besser hinkriegen? Hast du sie gesehen? Fantastisch. Awesome. Mir wurde klar: Wenn ich auf Tour gehe, dann muss ich das richtig aufziehen. Ich muss in Cover-von-„Men’s Health“-Form sein, um das anpacken zu können. Das ist wichtig denn es gilt auch: Du sollst nicht rumeiern mit Tourneebelangen! Ich hab da in der Vergangenheit ziemlich rumgeeiert. Dafür schäme ich mich ein bisschen. Wenn, dann muss ich mit einer wirklich guten Idee um die Ecke kommen.
Und wie wär’s, dich wieder mit Gary Barlow und Take That zusammenzutun?
Das wäre entzückend. Das wäre wirklich, wirklich entzückend.
Wird es passieren?
Ich denke schon.
Wann?
Ich weiß nicht, in welchem Umfang und in welcher Form und wie oft und was sonst noch. Weiß ich wirklich nicht. Aber ich wollte immer in einer Band sein, seit ich bei Take That ausgestiegen bin, und da könnte doch ebenso gut Take That die Band sein, der ich mich anschließe.
Jetzt haben sich ja Oasis aufgelöst.
Hm, ja. Mich wundert, ehrlich gesagt, wie aufgeregt alle darüber sind. Ich hab ja jetzt lange im Ausland gelebt, aber das Letzte, was ich hier mitgekriegt habe, war, dass es bei ihnen ja eh nicht so wahnsinnig lief nach den ersten paar Alben. Und jetzt ist das aber eine Riesen-Riesengeschichte, was? Na ja, ich bin mir sicher, dass sie über kurz oder lang wieder zusammenkommen werden, wahrscheinlich eh in den nächsten Monaten.
Du meinst also, es ist gar nicht so ernst?
Na ja, sie haben sich ja schon mal getrennt.
Aber der Krach diesmal scheint sehr dramatisch.
Ja, aber das war’s doch immer, schätz‘ ich. Wer weiß, was vorgefallen ist? Jetzt sind sie jedenfalls nicht zusammen, aber vielleicht nächste Woche doch schon wieder. Weiß man ja nie. Sie haben sicher ein tumultöses Verhältnis, aber letztlich sind sie doch Brüder, oder?
Du musst es ja wissen, du hattest ja auch Ärger mit ihnen, ein Krieg der Worte war das damals – aber ihr habt euch wieder versöhnt. Nein, haben wir nicht. Ich dachte, du seist eine Zeit lang mit Liam Gallagher befreundet gewesen?
Nein, ich hab ihn nur mal auf der Straße getroffen und meinte: „Hey, vielleicht sollte dieser ganze Blödsinn aufhören, ist ja doch ein bisschen
albern“, und er meinte: “ Yep,es ist ein bisschen albern.“Und wir schlössen einen Waffenstillstand.
Und das war’s dann aber?
Nein, nicht so richtig. Denn sie meinten erst vor kurzem, sie wollten mich aufhängen.
(Das Internet kolportiert dieses Liam-Zitat aus dem Jahr 2002: „I’d like to fooking hang Robbie Williams onstage. (…) He’s just somebody I ‚d like to bang.‘; Anm. d. Red.)
Du wolltest also weg von diesem ganzen Mist?
Ja, aber macht es gut, wirklich. Wir wollen doch alle im Grunde einfach weitermachen, was wir machen: Songs schreiben, sie Leuten vorsingen und hoffen, dass sie ihnen gefallen. Ich wünsch den beiden alles Gute. Wenn Liam eine Solokarriere anfangen sollte und Noel auch – viel Glück. Ich hoffe, du verkaufst viele Platten, und ich hoffe, was du schreibst, wird brillant sein.