Robert Crumb: Gesammelte Werke in der „Complete Record Cover Collection“


Ein neues Buch umfasst nahezu alle musikalischen Arbeiten des Pioniers des Underground Comix – Robert Crumb. Es führt vor, was Plattencover einmal waren: die modernste Form, Musik künstlerisch umzusetzen.

Den einen gilt er als verschrobener Frauenfeind, den anderen als großartiger Satiriker. Verständigen können sich beide Seiten darauf, dass Robert Crumb einer der bedeutendsten Künstler des Underground-Comix ist. Ein Held der Gegenkultur, der seinen bekanntesten Charakter – Fritz the Cat  – umbrachte, weil ihm die Verfilmung von 1972 nicht gefiel. Oder der es ablehnte, ein Cover für die Rolling Stones zu gestalten, weil ihm die Musik nicht gefiel.

Crumb ist Musikfanatiker. Und mit dieser Liebe begann, was ihm später zum Beruf werden sollte. Denn der Amerikaner, geboren 1943 in Pennsylvania, sammelte die obskursten Platten von Jazz über Bluegrass und Blues bis Folk und begann in seiner Freizeit, Portraits und Zeichnungen dazu anzufertigen. In den Sechzigern zog er nach San Francisco und nach den ersten begeisterten Reaktionen auf seine Arbeiten, die er bis dahin nur in kleinen Fanzines veröffentlicht hatte, verlegte Beat-Autor Charles Plymell die erste Ausgabe von ZAP Comix, die zunächst nur Comics von Crumb, später aber auch die anderer Künstler wie S. Clay Wilson oder Robert Williams enthielt.

Nachdem er 1968 das Cover von Janis Joplins „Cheap Thrills“ gestaltet hatte, wurde Crumb einer breiteren Öffentlichkeit bekannt und begann, neben Artworks für seine eigenen Bands, Auftrags- und Freundschaftsarbeiten für Künstler wie Bob Dylan, Chuck Berry, Frank Zappa oder Grateful Dead zu machen, interpretierte aber weiterhin Porträts und Cover alter Blues- und Jazz-Legenden wie Artie Shaw, Bo Carter oder Blind Boy Fuller in seinem charakteristisch antiquierten, satirischen Stil.

Mit dem Buch R. Crumb: The Complete Record Cover Collection erschien nun erstmals ein Buch, das mit über 450 Illustrationen seiner Albumcover, Innenlabels auf Vinylplatten, Plaktate, Flyer, Porträts und sogar einiger zusammenhängender Comics, den Anspruch auf Vollständigkeit seiner musikalischen Arbeiten erhebt. Und doch ist das, im Format einer 10 Inch-Vinylscheibe gestaltete, Buch mehr als das: Es ist ein Buch für Musikliebhaber,  ein Stück musikalische Zeitgeschichte und Crumbs Beitrag zu einer subversiven Form der Kunst, die seit den Achtzigern fast in Vergessenheit geraten ist.