Robert de Niro


Ein Leinwandkönig dankt ab. Robert de Niro langweilt schon zu lange mit Durchschnittsware, ist aus dem wilden Stier ein goldenes Kalb geworden?

Es gab Zeiten, da wurde Robert de Niro als bester Schauspieler der Welt geführt. Man verehrte, kopierte, beneidete und besang ihn sogar. De Niro: Der Darsteller schlechthin? Lang, lang ist’s her.

Wenn man heutzutage ins Kino geht, ist es einigermaßen schwierig, dem Jahrhundertmimen nicht auf der Leinwand zu begegnen. Allein diesen Monat kann man sich aussuchen, ob man ihn in „Schuldig bei Verdacht“ als Opfer der Mc-Carthy-Ara oder in „Backdraft“ ein paar Minuten auf der Jagd nach Brandstiftern betrachten will. Die Qual der Wahl: beide Filme sind mäßig. „Schuldig bei Verdacht“ hat trotz seines noch immer brisanten Themas in etwa die Schlagkraft einer bemühten TV-Dokumentation. Und „Backdraft“ liefert außer spektakulärer Brandszenen nur noch eine hanebüchene Story um kindische Feuerwehrmänner. Und de Niro? Er spielt routiniert und wirft uns Häppchen seiner wunderbaren Fähigkeiten vor. Von der schier süchtig machenden Brillanz vergangener Tage, beispielsweise von „Taxi Driver“, „Wie ein wilder Stier“, „The King of Comedy“ und zuletzt „Midnight Run“, ist nur noch ein nostalgischer Hauch zu spüren.

In den letzten zwei Jahren hat de Niro in mehr miserablen Filmen mitgewirkt, als in seiner gesamten vorherigen Laufbahn. Traurig, aber wahr: Der Name de Niro garantiert kein außergewöhnliches Filmereignis mehr. Und schuld ist das liebe Geld. Vor einigen Jahren hatte er nämlich die fixe Idee, in New York das Filmcenter Tribeca zu errichten. Ein Produktions-, Büro-, Ideen-, und Restaurant-Komplex, der sein Bankkonto kräftig belastet, wie er neuerdings in beschämend nichtssagenden Interviews zugibt. Seitdem arbeitet er wie ein wilder Stier an allen Fronten. Als Darsteller. Produzent und demnächst auch als Regisseur. Tausendsassa de Niro -— akzeptiert. Bester Schauspieler der Welt jedoch -— das war einmal. Ein Jammer.