Rock in Peace: Herman Brood
Er hatte uns gezeigt, dass Holland außer wässrigem Treibhausgemüse und mittelaltem Gouda auch noch Exportartikel mit Biss und Geschmack liefert. Seine Konzerne waren legendär und sein Song „Saturday Night“ mutierte zum Schlachtruf, der eine ganze Generation in den Wochenendabsturz begleitete, liwf seinen Texten mokierte sich Heman Brood gerne über all die wichtigen Leute, die sich mit zunehmender Popularität um ihn drängten. Er selbst nahm sich nicht so ernst, spielte geschickt mit den Medien und trieb jedes Detail im Rock’n’Roll-Klischee auf die Spitze: Das machte ihn zu einem der populärsten Junkies der Achtziger, gleich nach Keith Richards. Wer ihn näher kannte, stand fassungslos daneben, wenn er wirre Giftmischungen durch seinen Körper jagte, die jedem anderen sofort die Lichter ausgeblasen hätten. Der private Brood hatte Familie, Kinder und ein schlechtes Gewissen, weil er seine Süchte nicht in den Griff bekam. Letztes Jahr zwang ihn ein lebensgefährlicher Zusammenbruch in die Knie. Und beinahe sah es so aus, als hätte er eingesehen, dass Schluss sein musste mit den exzessiven Momenten. Aber dann beschloss er, lieber zu sterben wie der Rockstar, der er sein ganzes Leben war. Am 11. Juli stieg Brood auf das Dach des Amsterdamer Hilton, einen Abschiedsbrief trug er am Körper: „Ich sehe keinen Sinn mehr,“ schrieb er, und: „Ihr müsst hier jetzt ein richtig gutes Fest daraus machen. Und vielleicht sehe ich euch ja mal wieder.“ Dann ließ er sich fallen. Brood wurde 54.