„Rock Session“7


Für Botaniker, Rock-Fans und Jazz-Begeisterte gleichermaßen empfehlenswert. Schon die Inhaltsangabe des 7. „Rock-Session“-Bandes macht neugierig: Von John Coltrane über die Punk-Band Crass und dem „Journalistenmord an Elvis Presley“ bis zu „Schwatzhaften Geranien“ sind die Themen in breiter Vielfalt gestreut. Zu Wort kommen in 25 Kapiteln neben Journalisten auch Musiker, ein Ethnologe sowie ein selbsternannter „Universal-Ignorant“.

Der größte Block umfaßt diesmal die Schwarze Musik in den verschiedensten Erscheinungsformen, auf Funk und Rap haben die Herausgeber bewußt verzichtet. Man erinnert sich; Von den Talking Heads bis zu Bow Wow Wow werden afrikanische Einflüsse immer mehr in die Rockmusik integriert. Die Absicht des vorliegenden Buches ist es nun, die Kulturen und gesellschaftlichen Strukturen des schwarzen Kontinents zu durchleuchten.

Durch die akribischen Recherchen, reichen Illustrationen und die liebevolle Auswahl entsteht für den Leser ein farbiges Bild des Schwarzen Kontinents. Angereichert sind die Kapitel mit kurzen historischen Einschüben. Die Klippe, nur totes Wissen zu verbreiten, wird geschickt umschifft: Durch den distanzierten aber nicht akademischen Stil betritt der Leser die afrikanischen Pfade.

In der Abteilung Jazz sind einige journalistische Glanzlichter zu finden. So zum Beispiel die vorsichtige Annäherung an den wohl größten Tenor-Saxophonisten aller Zeiten, John Coltrane, und das reizvolle Kapitel über die „No wave“.

Wenig überzeugend wirkt dagegen das „Reich des Blitzes“ (weshalb 32 Seiten?), in dem mystisch überhöht und ideologisch überfrachtet die Gruppe Sun Ra als Lösung allen Übels gepriesen wird.

Zu pauschal auch die Spitzen gegen Journalisten im vielzitierten „Haifisch-Business“ Klaus F(r)ederking hat einige zugeschliffen.

Kleinode hingegen sind die Analyse einer Elvis-Biographie, die von einer umstrittenen Boulevard-Zeitung abgedruckt wurde – und das Kapitel über die Gruppe „Bots“ („Aufsteh’n“ – für eine Million?) Unter die Rubrik „Verschiedenes“ fällt etwa der brillante Exkurs über den Einfluß der Art-Schools auf die Rockmusik.

Insgesamt ein wirklich lesenswertes Sachbuch. Wie es im Vorwort heißt, ist es nicht sicher, ob ein „Rock-Session“ Nr. 8 erscheinen wird, da der Titel verkauft wurde. Es wäre schade.