Roger Hodgson
Während seine Ex-Kollegen von Supertramp in diesen Tagen ein umjubeltes Comeback feiern, fristet Roger Hodgson (47) im sonst so sonnigen Kalifornien eher ein Schattendasein.ME/Sounds fragte ihn nach den Gründen.
Warum sind Sie bei der sehr erfolgreichen Supertramp- Reunion eigentlich nicht mit von der Party?
Rick Davies und ich haben schon 1992/93 einen Versuch unternommen, wieder zusammenzufinden. Leider scheiterte dieser Versuch. Deshalb hat mich Rick jetzt gar nicht erst gefragt, ob ich wieder mitmachen würde.
Woran scheiterte die Zusammenarbeit ?
Vorbedingung für einen Neuanfang meinerseits war die Verpflichtung einen unabhängigen Managers, denn ich wollte und werde mich niemals von Ricks Ehefrau managen lassen. Sorry, aber mit dieser Dame kann ich nun mal nicht. Auch meine Frau Karuna ist nicht begeistert von Mrs. Davies. Das Ganze wurde sachlich geklärt, und anfangs war alles ganz toll. Rick und ich sind beide älter und weiser geworden und hatten kapiert, daß wir Fehler gemacht hatten. So verstanden wir uns auf Anhieb wieder prima. Nach kurzer Zeit jedoch verfiel die Sache wieder in alte Verhaltensmuster. Und daran war Ricks Ehefrau nicht ganz unschuldig.
Genau wie damals bei den Beatles scheint Euch die hol- de Weiblichkeit entzweit zu haben.
So ist es. Ricks Ehe scheint ganz anders zu funktionieren als die meine. Meine Frau ist eine Partnerin im klassischen Sinne, die mich emotional wie geschäftlich unterstützt. Bei Rick läuft das alles eher businessmäßig ab. Am meisten hat mich geärgert, daß er meine Songs weiterhin live gesungen hat. Stell‘ dir mal vor, McCartney hätte die Beatles ohne Lennon weitergeführt und dann plötzlich Johns Songs gesungen.
Werden Sie einen Prozeß gegen Rick führen, wenn er auf der Supertramp-Tour auch Ihre Songs spielt?
Zoff wird es nicht geben, denn die Songs des neuen Supertramp-Albums sind alle von Rick. Daher ist es ja eigentlich eher Ricks Soloalbum. Sollte er auf dieser Welttournee jedoch Tracks von mir spielen, werde ich tatsächlich die Brücken endgültig abbrechen. Als ich vor 14 Jahren Supertramp verließ, lautete unsere Absprache: Ich gehe, nehme meine Songs mit, und Rick wird diese Lieder nie mehr spielen, behält aber dafür den Namen Supertramp. Bereits 1988 hat er sein Wort gebrochen. Und das hat mich zutiefst enttäuscht. Meine Meinung über diese Dinge habe ich ihm vor fünf Jahren mitgeteilt. Sollte er sich jetzt wieder nicht an den Deal halten, gibt es kein Zurück mehr.
Mein Solodebüt „In The Eye Of The Storm“ verkaufte sich immerhin eine Million Mal, aber das zweite Album, „Hai Hai“, floppte. Und das hatte Gründe: Ich nahm nur Songs auf, die entweder der Plattenfirma, dem Produzenten oder dem Verlag gefielen, nur mir selbst nicht. Außerdem hatte ich einen Unfall, bei dem ich mir beide Hände brach. Ich brauchte gut zwei Jahre, um wieder einigermaßen zu meiner alten Form zurückzufinden. Diese Zeit war für mich die Hölle. Ich merkte, daß man nicht unverwundbar ist. Schlußendlich bin ich vor einem Jahr nach einer schweren Krankheit dem Tod gerade noch mal von der Schippe gesprungen. Die Musik hat mir dabei sehr geholfen. Ich bin überzeugt davon, daß Musik Menschen heilen kann. Allerdings geht es heute ja nur noch ums Geschäft. Da ist leider kein Platz für große Experimente in dieser Richtung.
Das klingt sehr desillusioniert.
Durch meine Hits und Mißerfolge habe ich alle Höhen und Tiefen mitbekommen. Heute höre ich nur noch auf mich selbst – keine faulen Kompromisse mehr!
Das ist leicht gesagt, wenn man genug Geld auf der hohen Kante hat.
Die Plattenkäufer waren sehr gut zu mir, und ich nage nicht am Hungertuch. Ich bin total unabhängig.