Rot & schwarz
Seit ihrem Album "Blacklisted" wird die rothaarige Songwriterin Neko Case als Americana- Entdeckung des Jahres gefeiert.
Wenn man Neko Case zuhört, wird einem schlagartig die Damenriege in der Ruhmeshalle der Country-Musik bewusst. Loretta Lynn, Patsy Cline, Tammy Wynette – Case kennt deren Dreh, einfache Botschaften mit Herzblut vorzutragen. Doch die 32-Jährige ist mehr als eine Country-Nachlassverwalterin. Auf ihrer Website hat sie ihre Lieblingsfrauen aus der Musikgeschichte aufgelistet. Eine überraschende Auswahl: Tina Turner taucht da auf, die eine oder andere Gospelformation, sogar Catherine Ringer von Les Rita Mitsouko. „Bei diesen Frauen spüre ich Energie, Ehrlichkeit und Leidenschaft, egal welchen Stil sie verfolgen „, so Case, die für ihr Alter schon reichlich herumgekommen ist. Geboren wurde sie in Virginia. Kunst und Design studierte sie in Vancouver, wo sie nebenbei in der Punkband Maow spielte. Als sie 1997 ihr Solodebüt mit dem frechen Titel „The Virginian“ vorlegte, jobbte sie als Kellnerin an der Ostküste der USA. Momentan verdient sie sich ihr Geld ais Trickfilmzeichnerin in Chicago – aber nur so lange, wie keine Plattenaufnahmen oder Tourneen anstehen. Manchmal singt sie für ihre Freunde von der Kultband The New Pornographers. Noch wichtiger sind ihr natürlich die eigenen Arbeiten. Das jüngste Album „Blacklisted“, ihr drittes, entstand in der Wüste von Tucson (Arizona), wo ihr Howe Gelb, Joey Bums und John Convertino von Giant Sand sowie ihre gute Freundin Kelly Hogan zur Seite standen. „Für viele bin ich ein Freak. Ich kenne kein Zuhause, habe aber trotzdem Heimweh, bin verloren, aber doch auch voller Hoffnung. Das versteht niemand. Deshalb setze ich mich vorsichtshalber freiwillig auf die schwarze Liste.“ Was die Entwicklung ihrer Karriere anbelangt, so scheint Matador Records Neko Case alle Freiheiten zu lassen. Und die hat klare Vorstellungen: „Ich bewundere Leute wie Nick Cave oder Tom Waits.Die machen keine Musik, die sich irgendwo anbiedert. Als Menschen sind sie rätselhaft. Und genau deshalbfinden sie ein treues Publikum. Diese Jungs müssen sich wie im Paradiesfühlen.“ www.nekocase.com