Roy Rogers
Bis auf den großen Hut als ständigen Begleiter, hat Roy Rogers mit der singenden Legende aus alten Cowboyfilmen rein gar nichts zu tun. Der Mann spielt Slide-Guitar wie der Teufel und wird unter Kennern in einem Atemzug mit Ry Cooder oder David Lindley genannt. Mit einer frischen, neuen CD ‚Slide Zone‘ im Gepäck tritt der 44-jährige Kalifornier mit der unglaublichen Fingerfertigkeit aus dem Insiderstatus heraus. Ein Auftritt in Köln lockte die gesamte Blues-Mafia der Stadt in den kleinen, prall gefüllten Club. Und dort wurden virtuose Slide-Zauberstücke, verpackt in einer Mischung aus traditionellem wie innovativen Blues, pur und eindrucksvoll vorgeführt.
Obwohl Rogers in der nicht gerade Blues-trächtigen Bay Area von San Francisco aufwuchs, beeinflußte ihn die Musik des Mississippi-Deltas von Robert Johnson und Muddy Waters. Später widmete er sich als Autodidakt jenem Fingerröhrchen, mit dem er die unglaublichsten Verrenkungen in Lichtgeschwindigkeit zelebriert. „Ich habe meinen Stil entwickelt, gehe große Wege auf dem Griffbrett und spiele dabei noch Rhythmus. Auf der Slide Guitar gibt es noch einiges zu entdecken“, bemerkt er mit höflichem Understatement. Dabei hat der Mann an Soundtracks wie ‚Einer flog Über’s Kuckucksnest‘ oder Dennis Hoppers‘ ‚The Hot Spot‘ gearbeitet. Und die Liste jener Musiker, mit denen er bisher spielte, liest sich wie das Who’s Who des Blues: Carlos Santana, Albert Collins, B.B. King, Miles Davis, um nur einige zu nennen. Daß Roy Rogers die letzten vier Alben von Blues-Legende John Lee Hooker (darunter auch ‚The Healer‘) produzierte , sagt einiges über sein Ansehen in der einschlägigen Szene aus. Von einem aktuellen Blues Revival will der Ausnahmeslider allerdings nichts wissen: „Selbst wenn der Blues durch modische Musikrichtungen wie Disco, Punk oder Grunge wieder mal in die Ecke gedrängt wird, gibt es immer wieder Leute wie z.B.George Thorogood, Stevie Ray Vaughan oder gar John Lee Hooker, die ihn an die Oberfläche befördern und uns daran erinnern, daß der Blues stets gegenwärtig ist“.