Sängerin aus Versehen


Die kleine Schwester von Benjamin Biolay, macht, was Franzosen angeblich nicht können: Rockmusik. Dabei will Coralie Clement doch eigentlich nur schauspielern.

Es gibt keine guten Rockbands in Frankreich. Warum, weiß Coralie Clement auch nicht. Und dann stockt sie, denn, nun ja, eine gäbe es da schon, aber die hinterließ eine dunkle Geschichte: Noir Desir. Deren Sänger Bertrand Cantat tötete im Juni 2003 die Liebe seines Lebens. Nun sitzt er im Gefängnis in seiner Heimat Bordeaux. Eine nationale Tragödie, eine Geschichte, über die Coralie Clement ungern spricht, denn sie weiß, dass niemand weiß, was wirklich war. Aber was hat das jetzt mit ihrem neuen Album BYE BYE BEAUTE zu tun? Zweierlei: Die Schwester des verehrungswürdigen Benjamin Biolay hat ein sachtes Rockalbum aufgenommen und erzählt darauf die Geschichte einer Liebestragödie. „Ich liebe Rockmusik“, sagt die schöne Coralie. „Ich mag vor allem den spartonischen Rock aus New York. Etwas ähnliches wollte ich auch probieren.“ Wie auf ihrem süßen, leichten Debüt SALLE DES PAS PERDUS, das von Bossa Nova. Samba und Jazz getragene Chansons enthielt, handeln auch diesmal alle Stücke von einem Mädchen namens Lou. Die ist mittlerweile erwachsen geworden und hat sich in einen Mann verliebt. Doch der ist unglücklicherweise Serienmörder, konsumiert zum Frühstück Drogen und benimmt sich nicht nurvon „Berufs wegen wie ein Wahnsinniger. Lou ist ihm verfallen, folgt ihm und zerstört sich beinahe selbst. Am Ende verlässt sie den Schlingel. „Sie ist ein fiktiver Charakter. Das alles hat nichts mit mir zu tun“, stellt Coralie vorsorglich klar. Frau Clement ist nämlich mit Daniel Lorca liiert, dem höflichen Bassisten der Musikgruppe Nada Surf. Der in New York lebende Franzose half bei den Aufnahmen und sang mit ihrdas Lied „Et Pourtant“. Bruder Benjamin war natürlich auch dabei, schrieb fast alle Lieder, derweil Coralie sang, oder besser: hauchte und sprach. „Ich bin keine Sängerin. Ich trage Lieder vor. Immerhin kann ich mittlerweite meine Stimme hören, ohne mich zu schämen“. sagt die Frau, die aus Versehen zum Gesang kam: Biolay spielte zu Hause neue Stücke, Coralie sang unbedarft nebenher, das Band gelangte zu einem A-&-R-Menschen – der Rest ist eine Erfolgsgeschichte wider Willen. Denn eigentlich will Coralie Clement Schauspielerin werden: „Am liebsten würde ich für Jim Jormusch oder Sofia Coppola arbeiten. Ich trau mich aber noch nicht.“ Wir sagen: Das wird schon.

www.coralieclement.free.fr