Saga, Spliff, Foreigner, Meat Loaf – Dortmund, Westfalenhalle


Als vorurteilsbeladener Mensch, der ich nun mal bin, war ich angesichts der Programmauswahl für die zweite ZDF-RockPop-Nacht auf das Schlimmste gefaßt. Ehrlich gesagt hab ich fest damit gerechnet, irgendwann in der langen Nacht zwischen 20 Uhr und halb Drei morgens sanft zu entschlummern. Doch dann kam alles anders: Die Stimmung in der Halle war phantastisch, die Atmosphäre und das Arbeiten großartig und so erfreute ich mich morgens um Vier noch (für meine Verhältnisse) größter Munterkeit.

Mit Saga, den sympathischen Kanadiern, begann der Abend fast symphonisch. Die Musiker, alles andere als Vertreter der brutalen Hau-Ruck-Garde, spielen irgendwo in der langst eingemottet geglaubten Yes-und-Konsorten-Tradition. Sie aktualisieren ihren Melodik-Rock mit ein wenig Discobeat hier – und ein paar Sequencern da. Teilweise kommen drei Keyboards gleichzeitig zum Einsatz. Die straighte Rhythmussektion und Ian Craichton‘ s Powergitarre sorgen für die nötige Balance. Michael Sadler’s sanft-kraftvolle Stimme erinnert an Martin Griffith, dessen Band Beggars Opera in den frühen 70er Jahren Hochkonjunktur hatte. Die Saga-Songs tragen die Handschrift Rupert Hines: Ein Hauch von Elektronic Pop mit Rockappeal.

Bei Foreigner, von denen ich bei der Golden Summernight noch entnervt geflüchtet war, hatte man den Eindruck, daß sie sich der Wichtigkeit des Gigs mehr als bewußt waren. Eigentlich mittelmäßige Musiker mit einem Mick Jones als Komponisten und Arrangeur mit Gespür für kommerziellste Songs, griffige Arrangements und professionellen Auftritt: Die Verkörperung der amerikanischen Band. Sie verkauften sich gut. Und wenn ihre drei Gastmusiker mal in vorderster Front mitmischen durften und Foreigner zur Allguitar-Band wurde, dann gab es keinen Zweifel, daß sie die vielgelobten Saitenzupfer der Rod-Stewart-Schickeria-Combo locker aus der Las Vegas-Dekoration blasen können.

Dramatik und Theatralik standen im Mittelpunkt des Meatloaf sehen Auftritts. Seine Mimik und Gestik überzeugten noch am meisten. Nur ließ mich mein Kurzzeitgedächtnis im Stich, inwiefern sich die Szenen mit denen beim 78er Gig deckten. Die Band klang solide, Pam Moore bestach durch ihren paranoiden Blick und die Frage, wieviel Prozent Meat-Loaf stimmlich wirklich noch brachte (ich denke so 75%), genet beim Publikum angesichts der Palette von optischen Reizen stark ins Hintertreffen.

Getreu dem Motto .Wir sind eine Krisenband“ (Rakete) wählte Spliff für die Präsentation ihres Entwicklungsstandes in Sachen neuer Konzeption den gänzlich falschen Rahmen. Die Fans, fälschlicherweise in der Hoffnung auf eine Fortsetzung der Radio-Show, zeigten sich irritiert bis ignorant, präsentierte sich das Restquartett doch mit vier Leadsängern (zudem mit deutschen Texten), einem Minimalkonzept und dennoch mit breitangelegten Arrangements, Schlagern, funky Sound, Drumcomputern, Reggae-Elementen, Jazz-Rock-Melodik, Rock’n’Roll… Ein bißchen viel auf einmal.

P.S.: Der Versuch, die Atmosphäre mit den zugehörigen Platten zuhause halbwegs nachvollziehen, geriet zu einem verdammt langweiligen Unternehmen.