Salma Hayek


Vor ein paar Wochen wurde Salma Hayek erstmals von der amerikanischen Klatschpresse registriert. Im Schlepptau von Johnny Depp, so schrieb eines der bunten Blätter in seiner Berichterstattung anläßlich der Party zum 80. Geburtstag von Frank Sinatra, sei diesmal eine besonders gutaussehende Dame gesichtet worden. Ebenjene Salma Hayek. Vermutlich hat die 27jährige Mexikanerin aus Coastazacoalcos nur müde gegrinst, als sie diese Zeilen las. Wenn überhaupt. Denn erstens hat Frau Hayek momentan wenig Zeit für das Studium der Yellow Press, weil sie rund um die Uhr arbeitet. Und zweitens ist es nun mal die Crux ihrer Hollywood-Karriere, stets auf ihre – zugegebenermaßen eindrucksvolle -Attraktivität reduziert zu werden. Da kommt es auf einmal mehr oder weniger auch nicht mehr an.

Dabei hätte der Party-Paparazzi viel interessanteres berichten können. Etwa, daß sich die populäre Aktrice Salma Hayek bereits vor Jahren in der mexikanischen ‚Lindenstraßen‘-Variante ‚Teresa‘ tummelte. Daß sie hierfür und auch für ihre Rolle in einem überaus erfolgreichen TV-Mehrteiler schon 1989 den Novela Award (vergleichbar mit dem amerikanische TV-Preis ‚Emmy‘) erhielt. Und daß Salma Hayek vermutlich zu ehrgeizig und qualitätsbewußt ist, um als Anhängsel von Johnny Depp in die Annalen der Filmgeschichte eingehen zu wollen. Das wäre bei ihrem Aussehen nämlich der bequeme Weg – und den ist Salma Hayek noch nie gegangen. Obwohl ihr Mexiko zu Füßen lag, verlegte sie 1990 ihren Wohnsitz nach Los Angeles. Dort kannte sie zu erst keinen Menschen und lehnte anderthalb Jahre lang jede Rolle ab, die ihr angeboten wurde. „Ich bin hier um zu lernen“, sagte sie damals und meinte es so, beherrschte sie doch anfangs nicht einmal die englische Sprache richtig.

Dann folgte der übliche Marathon, angefangen mit kleineren Rollen in TV-Serien. In ‚Sindbad‘ gehörte sie erstmals zum festen Ensemble einer TV-Reihe, weitere Höhepunkte ihres Schaffens markieren ‚Cherry Street‘, ein Pilotfilm für eine von Roseanne und Tom Arnold produzierte Serie sowie ein Kinofilm: ‚Mi Vida Loca‘ von AIlison Anders. Große Hoffnungen, kleine Lichtspielchen. Erst mit Robert Rodriguez und ‚Desperado‘ (als Co-Star von Antonio Banderas) kehrte das große Hollywood bei der lebensfrohen Mexikanerin ein, die in Presseartikeln abwechselnd als „rassig“, „verführerisch“ oder, von ganz kreativen Geistern, als „feurig“ beschrieben wird. Rodriguez war so angetan von seinem neuen Star, daß er Miss Hayek sowohl in seinem Beitrag zum Episodenfilm ‚Four Rooms‘ beschäftigte als auch in seinem jüngsten Projekt ‚Til Death Do Us Part‘ einplant.

1996 ist sie nun endlich auch für die kommerzielle US-Filmbibel ‚Premiere‘ ein „fresh face“, das es zu beachten gilt. Sie habe „sex appeal“ raunen die Kristallkugel-Propheten der Zeitschrift – und sie hat Stil, möchten wir hinzufügen. Diverse gutbezahlte Angebote schlug sie aus, um in dem von Quentin Tarantino geschriebenen Horror-Road Movie ‚From Dusk Til Dawn‘ dabeisein zu können. Wer so etwas tut, darf sich sogar mit Johnny Depp auf einer Party von Frank Sinatra erwischen lassen. Der kann trotzdem kein schlechter Mensch sein.