Sasha mag kein „Schmusesänger“ mehr sein, ist aber trotzdem einer. Irgendwie zumindest.
Kann man diesem Menschen übles wollen? Wie er so dasitzt in der Suite des Münchner Nobelhotels. Die Nettigkeit in Person, immer ein angedeutetes Lächeln auf und die Lucky Strike light zwischen den Lippen, die Frisur in kalkulierter Unordnung, löst Sasha Liebhabinstinkte aus. Männer würden mit ihm gern um die Häuser ziehen, um ein Bierchen zu zwitschern, und seine weiblichen Fans würden, na ja, ihn wohl nicht unbedingt von der Bettkante stoßen. Dabei sieht sich der 29-Jährige selber nicht unbedingt als Sexsymbol, und mit Groupies läuft schon mal überhaupt nichts: „Ich glaube, das liegt weder in meinem noch in deren Interesse. Und wenn’s doch eine will, dann ist das nur ein Traum, und dabei soll’s dann auch bleiben.“
Spätestens seit seiner Hitsingle „I Feel Lonely“ ist Sasha Schmitz aus Soest ein Star. Einer, dessen Bilder man sich an die Wand hängt, einer, über dessen Befindlichkeiten die Teeniepresse ausführlichst in Wort und vor allem – Bild, informiert, einer, der immer wieder gerne als „Schmusesänger“ bezeichnet wird. Und genau das geht ihm gegen den Strich. „Am Anfang war’s noch okay, aber es fängt langsam an, mich zu nerven. Ich habe versucht daraufhinzuarbeiten, dass es irgendwann auch mal einen anderen Titel für mich gibt.“ Popsänger, das ist die Bezeichnung, mit der Sasha – in aller Bescheidenheit – gut leben könnte. „Popsänger“, sagt er, „das ist was anderes. Ich möchte nicht auf den Schmusesänger reduziert werden. Das ist mir ein bisschen zu wenig.“
Und wirklich, früher, bevor Sasha Schmitz zur Kunstfigur Sasha geworden ist, hat er in einer „richtigen“ Rockband gespielt. Die hieß Junkfood und hat einne Mischung aus alten und neuen Funkeinflüssen mit Rock der Grunge-Zeit“ gemacht. The Meters und Jamiroquai treffen Pearl Jam und Living Colour. Und heute wirft der 29-Jährige ganz beiläufig Namen wie Travis Lind Erykah Badu ein und Begriffe wie Crossover und erzählt mit leuchtenden Augen vom aufreibenden Bandleben damals zwischen Proberaum und Bühne („Ich hab die Autos selber beladen, die Verstärker getragen“), damit sein Gesprächspartner auch wirklich merkt, dass da eben nicht nur ein Schmusesänger gegenüber sitzt. Das soll auch sein neues Album „Surfin‘ On a Backbeat“ zeigen, auf dem schon mal eine Gitarre in den Vordergrund gemischt ist, Ringo Starrs Sohn Zak Starkey am Schlagzeug sitzt, das aber immer noch harmlos-schmusig genug ist, um ja keinen der Sasha-Fans den Glauben an ihr Idol verlieren zu lassen.
Das dürfte auch schwierig sein. Nicht einmal ausgemachte Sasha-Hasser schaffen es, am Nimbus des Popstars zu kratzen. Selbst Journalisten, die mit einer negativen Einstellung zu seinen Konzerten kommen, können „dann nicht wirklich sagen, ich war schlecht“. Das freut Sasha dann. In aller Bescheidenheit.
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