SAUS & BRAUS
Darauf waren die Plattenläden nicht eingerichtet: Drei Tage nach dem ersten Fernsehauftritt von FRITZ BRAUSE waren im Ruhrgebiet die Regale leer. Ein Dortmunder Händler hängte sogardurch den Ansturm völlig genervt ein Schild ins Fenster: „Fritz Brause ausverkauft.“
Inzwischen klingelte über 100.000mal die Kasse für „Shilly Shally“, und in Bochum ist nicht mehr Herbie das Stadtgespräch, sondern die siebenköpfige Funk-Band, bei der niemand Fritz heißt, deren Ruf aber braust wie Donnerhall. Warum nur, warum? Saxophonist Klaus Bernatzki zuckt die Schultern: „Wir haben überhaupt keine Erklärung. Uns ist die Sache selbst unheimlich. “ Vor Jahresfrist noch sammelten sie Ablehnungsschreiben von Plattenfirmen: „Versuchen Sie ’s doch demnächst noch mal vielleicht mit deutschen Texten und anderer Musik…“
Mag sein, daß jetzt Sade und Matt Bianco ungewollte Schützenhilfe geleistet haben; mit Sabine Sabine steht bei ihnen schließlich auch eine stimmgewaltige Dame im Mittelpunkt. Cool gestyltes Bargeklimper ist jedoch ihre Sache nicht. Fritz Brause-Musik hat eher Ähnlichkeiten mit klassischem 70er Funk-Jazz, allenfalls noch Shakatak oder Level 42.
Schon seit drei, vier Jahren galten die Bochumer als fetzige Feten-Formation, und Szene-Magazine schrieben: „Wann spielt Fritz Brause im Rockpalast?“ Revierauswärts hieß es dagegen höchstens: „Ist das ’ne neue Seltersmarke?“ Ein kleines Label aus Köln gab schließlich Geld für eine LP, und mit Produzent Mike Herting, sonst Keyboarder bei Herbolzheimer und Härte 10, entstand „Shilly Shally“. Danach ging alles blitzschnell. Keyboarder Deff Kramer, atemlos: „Jetzt stehen wir in den Top Five. Ob das toll ist? Kann ich noch gar nicht einschätzen. Ich fühl‘ mich viel zu sehr überrumpelt, um sagen zu können:“ Töfte, wie das abgeht!“
Da wiegen die netten kleinen Dinge(r) am Rande schwerer. Klaus Bernatzki: „Am besten fand ich, wie wir in der Schweiz bei ner Live-Sendung waren. Das erste Mal fliegen …Swissair, weißte, tolle Stewardessen, alles prima!“