Scabs: Saturday Night Fever im Reich der Fritten


BRÜSSEL. Horch, was dröhnt von draußen rein, müssen wohl ’n paar Amis sein. Denkste! Die Scabs. im Kern vier ebenso kraftvoll wie melodisch rockende Endzwanziger, sind Untertanen König Balduins und somit belgischen Geblüts, Im Reich der Fritten und der 120 Biersorten füllt der flotte Vierer inzwischen jede Halle. So auch das Ancienne Belgique. jenen traditionsreichen Rocktempel mit Showboat-Interieur unweit Brüssels berühmter Rue Neuve.

Vom Gejohle ihrer Landsleute begleitet, starten die Scabs vor einer großformatigen Reproduktion ihres Firmenlogos — das Konterfei eines Kampffliegers aus dem Ersten Weltkrieg — gleich zu Beginn voll durch. „Robbin‘ The Liquor Store“, eine zynische Ode auf die Sturmund Drang-Periode eines Trinkers und zugleich stärkster Titel des Albums „Jumping The Tracks“, bringt die Stimmung von 0 auf 100. Der brisante Mix aus schrägen Gitarrenriffs von Willy Willy, aus punktgenauen Schlagzeugbeats und der mit reichlich Rauhreif gesegneten Stimme von Frontmann Guy Swinnen läßt an diesem Samstagabend in Brüssel für 90 Minuten das Saturday Night Fever grassieren.

Musikalisch konventionell zwar, dafür aber handwerklich perfekt, bieten die Scabs pures Rock ’n‘ Roll-Vergnügen. Merke: Belgien hat auch anderes zu bieten als Vaya Con Dios und Viktor Lazio, Soulsister und Techno-Trash.