Schandmaul


Einer der schlimmsten Giftspritzer unter den englischen Pop-Journalisten ist eine Frau: Julie Burchill. Ihre gemeinsten Geschichten gibt’s jetzt auch auf Deutsch.

Jack Kerouac schrieb 18 Bücher über sich — er konnte keinen eingewachsenen Zehennagel haben, ohne vom brennenden Bedürfnis gequält zu werden, den Rest der Welt davon zu unterrichten…“ Julie Burchill — manche nennen sie „Bitchkill“ — hat keine eingewachsenen Zehennägel; sie ist auf der Welt, um über die eingewachsenen Zehennägel anderer Leute zu lästern. Über Yoko Ono zum Beispiel: „Sie war häßlicher als Ringo und sang wie ein Hamster unter Folter.“ Julie weiß Bescheid, ihre ersten bissigen Worttiraden hat die heute 27jährige Arbeitertochter mit 16 für den „New Musical Express“ geschrieben und Julie Burchill seither noch etliche andere Zeitschriften mit ihrer Tinte vergiftet. Inzwischen verdient sie „mehr als Mrs. Thatcher, aber weniger als Samantha Fox“. Julie äußerte sich genauso kompetent über Fußball wie über Politik, über Pop und die Welt, sie mistet den großen Mythenberg aus (von Cassidy bis Kennedy), entdeckt Skandalöses und stellt alles in einen subjektiven, aber in sich absolut glaubwürdigen Zusammenhang. Und Julie formuliert ihre Wahrheiten so, daß man permanent vor Lachen unterm Tisch liegt. Abgesehen vielleicht von den Humorloseren unter den Betroffenen, aber die kapieren eh nichts: „Obwohl sie nett anzusehen sind, haben Popstars selten einen IQ, der über Raumtemperatur liegt.“ (Kiepenheuer & Witsch, 210 S., DM 16.80)