Jach Everyday‘, ihrem letzten, reichlich melodiösen Hit, konnte man des öfteren hören und lesen, dass Slade eine weichere Richtung einschlagen wollten, und dass die Gigs, die oft zu flippenden Partys werden, demnächst zur Vergangenheit gehören. ME konnte das aber kaum glauben, fuhr nach London und kam mit diesen heissen Fotos und der Überzeugung zurück: Slade ist so lebendig wie eh und je.
Im Saal herrscht riesige Spannung, so wie bei jedem Konzert einer spektakulären Gruppe-; heute besonders, denn es ist noch eine Preisverleihung für das beste Kostüm angekündigt. Das scheinen nur die Mädchen auf sich zu beziehen, sie sind es, die die irreste ‚Slade‘-Garderobe zur Schau stellen. Die Jungs warten also auf harten Rock‘ n’Roll und die Mädchen auf ihre Image-Idole. Der Ansager kommt auf die Bühne und sagt: Wir haben hier die Buchstaben S, L und ADE. Wer ist das? Slade, Slade, Slade brüllen die Kids. Die Frustration und Spannung der letzten halben Stunde löst sich zu ‚Merry Christmas‘ sofort in Stampfen und Singen auf. Nicht nur Dr. Hook, sondern auch Slade verstehen es also, einen Freaker’s Ball auf die Beine zu stellen … und diese Freaker hier sind alle jung, dass, wenn es nicht so total verrückt wäre, man auch auf einer Klassenoder Schulfete sein könnte. Well, es geht weiter mit ‚Take Me Bak ‚Ome‘, dem Janis Joplin Song ‚Move Over‘ und natürlich mit Xum On Feel The Noise‘. Wie sehr sie diesen Titel in Realität umsetzten, dass werden bestimmt 2000 Boys & Girls noch am nächsten Morgen spüren. VON DYLAN BEEINFLUSST?
Nach dem Konzert fragten wir Dave, ob denn Irgendetwas daran sei, ob sie echt einen weicheren Sound spielen wollten. Er versicherte uns daraufhin: Nein, nein, das sind wirklich nur Gerüchte. Viele Leute vergleichen einige unserer Songs mit denen der Beatles. Oder z.B. unseren Christmas Song, den haben wir in Amerika geschrieben, als Dylan dort auf Tournee war; wir standen da bestimmt etwas unter dem Einfluss von good old Bob und die Melodie wurde dementsprechend. Dazu kommt, dass unsere Platten in den amerikanischen Hitlisten ziemlich weit unten stehen, obwohl unsere Konzerte hervorragend ankamen, aber die Scheiben sind den Amerikanern wohl noch zu hart. Bei uns sitzt eben ’n bisschen mehr Aggression dahinter als bei der ‚Partridge Family‘.
Werdet Ihr bald eine neues Album herausbringen?
‚Ja. Wenn wir sonst ins Studio gingen, hatten wir meistens das Material schon zusammen, aber jetzt gingen wir vor der Tournee ins Studio ohne irgendeinen festen Plan und machten einfach alles Mögliche. Das Tempo hat sich nicht verändert, aber die Nummern wurden vielleicht etwas länger und (doch) melodiöser, einfach deshalb, weil wir für uns neue Instrumente, wie Moog und Slide-Gitarre hinzugezogen haben‘.
