„Schrei nach Freiheit“ – Apartheid Live
"Alle Ereignisse in diesem Film sind real." Nach Richard Attenboroughs aufwühlendem Südafrika-Epos wünscht man sich, sie wären nur Fiktion.
Recht muß Recht bleiben. Davon ist Donald Woods, Chefredakteur der liberalen südafrikanischen Tageszeitung „Daily Dispatch“, überzeugt. Er schreibt gegen die Apartheid, die Rassentrennung. Daß viel mehr faul ist in seinem Land, will er nicht wahrhaben.
Als er erfährt, daß die Geheimpolizei es war, die das Gemeindezentrum des schwarzen Bürgerrechtlers Stephen Biko in Schutt und Asche gelegt hat, fühlt er sich zum Handeln aufgerufen. Statt den Vorfall an die große Glocke zu hängen, will er lieber Beziehungen spielen lassen. Er fährt nach Pretoria, wird vom Polizeiminister empfangen und kommt mit der Überzeugung zurück, etwas in Gang gebracht zu haben. Hat er tatsächlich: Zwei Tage später klopft die Geheimpolizei auch an seine Tür.
Der langsame und schmerzhafte Prozeß, in dem sich Woods (Kevin Kline) bewußt wird, was um ihn herum passiert, die Ohnmacht gegenüber einem brutalen Polizeistaat, seine hilflosen Versuche, die Sympathie für Biko (Denzel Washington) in Taten umzusetzen – all das bringt Richard Attenborough höchst geschickt und spannend dem Zuschauer bei. Sein „Schrei nach Freiheit“ („Cry Freedom“) ist nach dem oskargekrönten „Ghandi“ ein weiteres Stück großes, episches Kino, geformt aus Zeitgeschichte, aktueller denn je.
„Schrei nach Freiheit“ zeigt die Übergriffe der südafrikanischen Polizei auf wehrlose Schwarze. Die Unruhen in Soweto, wo 1976 eine Armada Scharfschützen 600 unbewaffnete Kinder abknallte, werden nachgestellt. Dennoch hat man nie das Gefühl, von den spektakulären Bildern vergewaltigt zu werden. Einfühlsam und ausführlich (2 Std. 40 Minuten lang) breitet Attenborough die Geschichte der zweijährigen Freundschaft zwischen Biko und Woods aus. Biko (Peter Gabriel machte einen Song über ihn) lehrte seine unzähligen Anhänger, sich nicht länger von Weißen einreden zu lassen, sie seien minderwertig. Die Regierung verhängte einen Bann (Bewachung rund um die Uhr, nur eine Person darf jeweils bei ihm sein) über Biko, verhaftete ihn und folterte ihn schließlich zu Tode.
Der Pflichtfilm dieses Frühjahrs.