Schweizer Gemüt: Warum Die Aeronouten es inzwischen aufgegeben haben, professionell nach Ärger zu suchen.
„Wo wir herkommen, ist nicht so dieser Ärger in der Luft wie in großen Städten“, erklärt sich Bassist Hipp, warum die Aeronauten nicht wie eine Hamburger-Schule-Band klingen – obwohl sie bei deren Hauslabel L’Age D’Or unter Vertrag sind. Die Aeronauten sind Schweizer, und dort „läuft alles etwas gedämpfter ab“. Eine kühle Abfuhr bekam die Band in der Heimat selten, ebensowenig aber überschwengliches Lob. In Deutschland – wo sie fast dauernd touren – ist das „extremer“, so Hipp. „Hier gibt’s mehr Leute, die uns richtig toll finden. Dafür rät man uns aber schon mal, wir sollten es doch mit ’nem anderen Beruf versuchen. Schreiner oder so.“ Schrammelten die Aeronauten einst geradeheraus drauflos, so fühlt sich Band-Chef Olifr Maurmann heute auch zu Postrock ä la Tortoise hingezogen. „Gitarrenmusik, das ist immer gleich so ein Krawall, macht immer gleich so ’ne Action“, begründet Olifr seine Vorliebe für wabernde Orgeln und beschwingte Bläser. Auch textlich ist man offener geworden: „Während wir früher Geschichten von Anfang bis Ende erzählt haben, geht es uns heute um Stimmungen“, sagt Hipp. Mit subkulturellem Kampfgeist kann er dabei wenig anfangen: „Sicher, es gibt verdammt viele Sachen in der Welt, die falsch laufen. Aber ich hab‘ keine Lust mehr auf dieses professionell Ärger suchen.“ Olifrs Schlußsatz dazu klingt wieder sehr schweizerisch-gedämpft – fast weise: „Man braucht sich ja nicht über alles so aufzuregen.“