Schwyz Style


Der Bands, die fantasielos angelsächsische Vorbilder kopieren, sind auch in der Schweiz mehr als genug. Mit Befriedigung läßt sich feststellen, daß gleichzeitig aber doch Gruppen am Horizont erscheinen, deren Eigenständigkeit letztlich auch der Schlüssel zum Erfolg bedeutet. Neben Andreas Vollenweider, Yello und Phil Carmen sorgt jetzt das Zürcher Duo Double für gespitzte Ohren. Die Single „The Captain Of Her Heart“ mit der dazugehörigen LP Blue feiert Erfolge, die selbst Optimisten nicht prognostiziert hatten.

„Wir wurden von verschiedener Seite auf diese ‚Jazz-Pop-Schiene‘ festgelegt“, erzählt Kurt Maloo, die größer gewachsene Hälfte von Double nach einer Promotiontour durch Deutschland. „Dies wohl deshalb, weil hier noch viel gradliniger Rock gespielt wird, und dazu gehören wir sicher nicht.“

Auch wenn es für eine neue Band schmeichelhaft ist, mit Sade, Style Council oder Working Week in einem Atemzug genannt zu werden; auch wenn sich zur Musik von Double eher mitschnippen denn mitklatschen läßt; auch wenn die beiden einen jazzlastigen Background haben, so spielen Double (die sich für PR-Fotos zum Quartett doublen) doch nicht den akustischen Sound, der sich an Jazz-Traditionen orientiert. “ Wir sind eine Studioband geworden“, erklärt Felix Haug, „nachdem wir Ping Pong aufgelöst hatten, Ping Pong war eine ziemlich rockige Liveband, wo jeder komponierte Ton auch auf der Bühne spielbar sein mußte.“

Dies hat sich geändert. Mehr als zwei Jahre saßen die beiden im Studio, nahmen „jedes Instrument in die Hand, das Klänge von sich gibt“, nahmen auf, mischten, löschten und suchten den Sound, der sich jetzt auf Blue herauskristallisiert hat. So mußte das eher exotische „Naningo“, das als erste Maxi erschien, über die Klinge springen, „Rangoon Moon“ und „Woman Of The World“ – die weiteren Singles wurden neu gemischt, teilweise gar neu eingespielt.

Um die Reproduzierbarkeit kümmerten sich die beiden wenig. „Es foll sogar ein erheblicher Unterschied zu den Konzerten bestehen“, meinen die beiden. „Zwischen uns muß es klappen, dann entstehen unsere Kompositonen.“

In der intensiven Studioarbeit ist sicher auch der Grund für den perfekten Sound zu suchen, der alle Maxis von Double prägt und selbst italienische Discospezialisten erstaunt.

Die eigene Arbeit realistisch beurteilen zu lassen, dafür haben sich die schnieken Zürcher die richtigen Freunde gesucht: neben Manager Peter Zumsteg (Gianna Nanini, Yello) wäre Dieter Meier (Yello) zu nennen, der dem Double mit Rat und Tat zur Seite steht.

Die lange Pause zwischen Ping Pong und Double hat sich gelohnt; BLUE wirkt erstaunlich ausgereift. Dies scheint auch die Meinung der Fernsehstationen zu sein. Nicht nur, daß sie in Deutschland in diverse Sendungen geholt wurden („Känguruh“, „Musik-Convoy“, „Formel 1“), auch das Schweizer Fernsehen langte kräftig zu. Doch das Publikum reagierte noch schneller. Bereits zwei Wochen nach Veröffentlichung lag die LP auf Platz sechs der Schweizer LP-Hitparade; in Deutschland hat der Marsch nach oben gerade erst begonnen.

Mittlerweile gehen die Vorbereitungen für Konzertauftritte in die Endphase, denn die Liebe zu Gigs haben Kurt Maloo und Felix Haug, die sich für die Bühne mit drei Musikern verstärken in der langen Bühnen-Abstinenz nicht verloren.

Trotz der überraschenden Starterfolge wird nicht viel Lärm geschlagen. Mit Ruhe wird Kraft und Substanz ausgestrahlt, gekoppelt mit sicherem Gespür für geschmackvollen Stil, selbstkritisch und bescheiden trotz klaren Ambitionen und darin sind Double vielleicht doch nicht so weit von Sade und Style Council entfernt.