Scout Niblett will den Schmerz – und wollte unbedingt Will
Emma Louise „Scout“ Niblett ist umgezogen. Die 34-jährige Britin wohnt jetzt in Portland, der aktuellen Independentmusikzentrale der Vereinigten Staaten. „Ich habe dort viele Freunde.“ Scout Niblett geht ihren Weg geradeaus, ohne Haken zu schlagen oder herumzutrödeln. Dass sie Musikerin werden würde, war ihr schon als Siebenjährige klar. „Wahrscheinlich würde ich sonst platzen“, sagt sie und lacht. „Das muss einfach raus.“ Und so klingt auch die Musik der erklärten Ausnahme-Singer Songwriterin. Wie Ausbrüche, die sich ihren künstlerischen Weg suchen. Mal laut, fast hysterisch, mal flüsternd und zerbrechlich, aber immer so ehrlich, dass es durch Mark und Bein geht. Niblett verlangt einiges von ihren Zuhörern.
„Die meisten Songs schreibe ich, wenn ich traurig bin.“ Sagt es, lacht dann aber wieder. Kurz. „Meistens geht es dann um Jungs, die ich fantastisch finde, die von mir aber nichts wissen wollen. Traurigkeit ist ein unfassbar großes Gefühl, aus dem man so viel schöpfen kann. Dann lasse ich mich ganz hineinfallen, in diesen seltsamen, mächtigen Schmerz.“ Wo andere sich ablenken würden, sucht sie unaufhaltsam nach dem bitteren Kern. „Ich bin ehrlich gesagt sehr glücklich, manchmal unendlich traurig sein zu können“, sagt sie, und ihre Oberlippe zuckt. „Es ist großartig, so viel fühlen zu können. Meine Freunde machen sich manchmal Sorgen, weil ich mich teilweise tagelang eingrabe. Aber ich glaube, dass ich eine sehr fokussierte, starke Frau bin. Ich weiß, was ich will.“
Unter anderem wollte sie Songs mit Will Oldham singen und schrieb einfach mal welche. Oldham war begeistert. Scout, die, wenn sie arbeitet, erklärte Eigenbrötlerin ist, hatte überhaupt kein Problem damit, einen Text für jemanden zu schreiben, den sie vor allem auch wegen seiner Textkunst bewundert. „Mir fiel das alles erstaunlich leicht“, wundert sie sich im Nachhinein selbst ein bisschen. „Ich konnte mir das alles sehr genau vorstellen.“ Zu Recht, wie sich nun auf ihrem vierten Album This Fool Can Die Now beweist. „Freunde von mir stellten den Kontakt zwischen Will und mir her. Mit ihm zu arbeiten, war sehr angenehm und einfach. Mittlerweile ärgere ich mich, dass wir nicht mehr Zeit für mehr gemeinsame Songs hatten.“
Allen Gerüchten zum Trotz: Scout Niblett und Bonnie „Prince“ Billy sind kein Paar – zumindest nicht über die künstlerische Zusammenarbeit hinaus. Hoffentlich schaffen die beiden es trotzdem, gemeinsam zu touren. Denn vor dem Mikrofon sind sie momentan das Traumpaar No.1.
www.scoutniblett.com