Selecter ade


Sängerin Pauline Black hat Selecter verlassen! Es heißt, daß ihre musikalischen Vorstellungen mit der der Gruppe nicht mehr unter einen Hut zu bringen waren. Pauline will nun eine Solo-Karriere .starten, sich anderen musikalischen Gebieten widmen und mehr Songs schreiben. Schon im Frühjahr gab es Auflösungsgerüchte um Selecter, als Charlie Anderson und Desmond Broun wegen finanzieller Streitigkeiten gefeuert wurden. Die beiden haben nun eine neue Band, die The People heißt.

Neue Singles

Vier Maxi-Singles, darunter zwei Prachtexemplare mit je sechzehn Minuten Laufzeii.Wieschonauf ihrer LP wissen die Comsat Angela mit Songs zu begeistern, die vordergründige Exklusivität aussparen, aber erneut vor guten Ideen nur so strotzen; eher ruhig, doch hellwach (Metronome). Vier Titel des Soundtracks jShine So Hard“ gibt’s von Echo And The Bunnymen: live in Buxton aufgenommen, technisch hervorragend, atmosphärisch greifend wie eh und je, ein Muß (WEA). Zum elektronischen Zweig der neuen Liverpooler Gruppen zahlen Dalek I: jieartbeat“ ist Schonkost, zügig-verspielt, leicht schräger Gesang (Phonogram). JSlates“, das sind sechs Stükke von The Fall: intelligente Musik, noch immer mit Rückgrat und starken Texten (Rough Trade, lOinch).

Enttäuschend der Einstand von Jamaikas Rhythmus-Assen Sly Dunbai und Robbie Shakespeare auf ihrem eigenen Taxi-Label. «Hot You’re Hot“ (Vokal- und Instrumental-Version) klingt eher wie der „Munich Disco Sound*: kalt und blutarm. (Ariola) Can’s Holger Czukay hingegen hat sich auf seiner neuen Maxi-Scheibe erfolgreich vom Dub-König Lee Perry inspirieren lassen. Zusammen mit Jah Wobble und Jackie Liebezeit wirft er auf vier Titeln (Spielzeit: 20 Minuten!) musikalische Zitate aus Ost und West in einen unorthodoxen Reggae-Eintopf. (EMI-Weltrekord). Zwei witzige Singles kommen vom neuen Hamburger Label „Unser Angebot“: Rex Dildo (nicht verschwägert!) besingt auf «Du Bist So Nett Zu Mir“/JÄarianne“ rnit zartem Schmelz lebensnahe Hinterhof-Romanzen. Die neue deutsche Welle mit Herz! Der Favorit dagegen wendet den Blick gen Rom: Kein anderer als PapstJohannesPaulII. steht im Mittelpunkt von „Mea Culpa“/»Gott Schütze Die Bundesrepublik“. Höhepunkte seiner Osteransprache (in deutsch!) sind – ähnlich wie bei Eno/ Byrne – mit einem dezenten Funk-Teppich unterlegt. Urbi et Orbi!

Tanzmusik für das Jahr 2000 liefert das französische Label Celluloid, das inzwischen in Deutschland von der Ariola vertrieben wird. Claude Arto und Edwige Belmore bilden das Duo Mathematiques Modernes, das mit „Disco-Rough“ einen klinischklaren Tanz-Groove auf’s synthetische Parkett legt. Alan Vega, einst die Hälfte des Duos Suicide, hat auf JukeBozBabe“ dieRockabilly-Musik bis auf ein elektronisches Gerippe reduziert Tres interessant, monsieur!

‚Einen frankophilen Einschlag besitztauch Jeanette Und Das Land Z“, eine Produktion von „Geisterfahrer“ Matthias Schuster. J’oupee De Cire, Poupee De Son“, in den 60em durch France Gall in aller Munde, wird durch dezente elektronische Verfremdung auf den neuesten Stand der Töne gebracht. Nette I dee, aber der Funke springt nicht so recht. (Phonogram) Dann schon lieber eine Prise authentischen Lolita-Sex‘ von Lio, die nach „Amoreux Solitaires“ nun mit „Amicalement Votre“ (Ariola) eine schöne Schnulze piepst. Oh you sweet little prickteaser…

ja/bg