Shaggy
Bescheidenheit ist eine Zier - doch kommt man nicht weiter ohne ihr? Der Recycling-Experte scheitert live am eigenen Anspruch.
„Mr. Boombastic‘, „Mr.Loverman“ – der Mann ist ein hoffnungsloser Spratzer. Und wenn der rotzfreche Recycler aus Jamaica, der seinen „Dog-a-muffin“-Sound aus Reggae, Pop, Ska, Soca, R&B, Dancehall und gelegentlich etwas Jazz zusammenschustert, vollmundig tönt: „If you don’t know me yet, come to a Shaggy concert -I guarantee, when you leave, you‘ be a fan“, muss das jeden Schreiberling zum lustvollen Messerwetzen animieren. Hinein also zum fröhlichen Schlachtfest ins nicht ausverkaufte Colosseum, wo Ex-Marine Shaggy zu einer kollektiven Dauer-Leibesertüchtigung antreten lässt. Die Grundübung: „Throw ya hands in the air, wave em like you just don’t care!“ Und damit auch ja keiner Schwächelt, hat der 33-Jährige vier trällernde Animateure mitgebracht, die die knapp 2000 zusätzlich anfeuern. Beziehungsweise unterstützt von den vier „Hotshot Dancers“ mehr oder weniger geschickt vom Verschwinden des hüftrollenden Meisters ablenken, wenn der sich eine seiner nicht wenigen Auszeiten gönnt.
„Angel“ startet Gitarrist Robert Browne mit dem wohl bekannten Steve-Miller-Riff: Dumdum, dumdumdumdum und schon wedeln sie wieder in schönster Eintracht, der coole Zwölfjährige und sein längst ergrauter alter Herr. Vermutlich weil der Chef das eben besungene „Freaky Girl“ gleich zu begriffein gedenkt, übernimmt dann wieder mal die tüchtige, aber garantiert vereinzelt vom Sequencer unterstützte dunkelhäutige four-piece band, diesmal mit instrumentalen Jndependent Women“ – wer zum Teufel hatte denn bloß die Idee wieder? „It Wasn’t Me“, beteuert Shaggy und streckt seinen gleichnamigen Hit zusammen mit Kumpel Rik Rok auf EP-Lange. „Luv Me Luv Me“ kommt mit amtlichem Mörder-Beat, „Peace – God bless you“. Aber sie wollen mehr Party – und kriegen sie: Mit allem, was gut und teuer ist von Shaggys großem Landsmann King Bob. Die angehängte fantastische Version von „Dance & Shout“ versöhnt schließlich mit vielen Längen – wollen wir’s dem alten Spratzer also nochmal durchgehen lassen.
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