Sheryl Crow
Es paßt so gar nicht zusammen, das laszive Image, das sich auf neuen Fotos von Frau Crow breitmacht, und wie sie da auf der Bühne steht. Etwas die Unschuld vom Lande, etwas Schmuddel-Charm mit knallenger Hose und recht leichter Bluse. Gitarre um den Hals, bevorzugt die mit dickem Klangkörper, präsentiert sie ihre Greatest Hits-Show mit der Leichtigkeit und Verve der jungen Emmylou Harris. Auch ihr kräftig nach Country riechender Radio-Rock erinnert an die alten Zeiten, wo die Trennung zwischen Country und Pop noch nicht so religiös angehaucht war wie heute. Wenn sie dann loslegt, die Sheryl, dann wird sie zum Kracher, dann werden solche musikstilistischen Überlegungen dahin verbannt, wo sie hingehören, nämlich auf den Misthaufen. Sheryl Crow singt sich die Seele aus dem Leib, wenn sie auf der Bühne steht. Stimmlich ist sie nicht unbedingt top, aber als musikalische Virtuosin sieht sie sich selbst nicht, und auch nicht als begnadete Stimme. Eher als fetzige Geschichten-Erzählerin. Deshalb tut man gut, auf das zu hören, was sie singt — Geschichten, die sie gesammelt hat, geschluckt und nun im Konzert wiederkäut. Ein großer Teil ihrer Show besteht aus dem Material ihrer neuen, exzellenten CD. Mit ‚Maybe Angels‘ beginnt die Show eher verhalten, aber das Timing stimmt, denn ‚Sweet Rosalynn‘ und ‚If It Makes You Happy‘ steigern langsam das Tempo. Ihre alten Hits hat sie clever nach hinten gepackt, ‚All I Wanna Do‘ kommt erst als Zugabe, dann sind die Kids schon angeweicht und singen lauthals mit. Wie jede kluge und erfahrene Frau entschied Crow, sich mit äußerst knackigen, jungen Männern zu umgeben, die auch noch ganz ordentlich Musik machen können. Ganz besonders die neuen Gitarristen Jeff Trott und Todd Stewart führen gut durch die Songs. Von der erstklassigen Musik mal abgesehen ist die Show eher schlicht. Sheryls Manierismen sind gezähmt und auf freundliches Lächeln beschränkt, männermordende Bewegungen ala Madonna finden nur in Testosteron-gesteuerten Phantasien männlicher Zuschauer statt. Und die Beleuchtung ist dazu da, die Bühne zu erhellen. Kann man sich also auf 90 Minuten gehobener Unterhaltung konzentrieren.