Shirin David rappt aus der Perspektive eines Fans über sich selbst – „Schlechtes Vorbild“
„Kein Wunder, dass ich in mei’m jungen Alter zu dir aufschau’, denn was ich sonst lern’, ist nur das Verhalten einer Hausfrau.“ Die Rapperin beschreibt in ihrem neuen Song, welche gesellschaftlichen Zustände junge Menschen zu ihrer Musik führen.
Shirin David gehört nicht nur zu den erfolgreichsten Rapperinnen hierzulande, sondern ist auch ein Vorbild für viele junge Menschen. In ihrem aktuellen Song „Schlechtes Vorbild“ schreibt Shirin David aus der Perspektive ihrer Fans an sich selbst und beschreibt Sexismus und Unterdrückung in der Gesellschaft. Das Konzept erinnert dabei ein wenig an Eminems „Stan“.
Briefe von ungehörten Fans
Was verbindet Shirin David mit ihren Fans? Die Rapperin wurde während ihrer Karriere immer wieder dafür kritisiert, mit ihrem freizügigen Auftreten sexistische Bilder im HipHop zu reproduzieren und ein „Schlechtes Vorbild“ für junge Hörer*innen zu sein. Sie konterte immer wieder mit dem Argument, dass ihr Äußeres und ihr Auftreten selbstbestimmt sei und eigentlich niemanden etwas angehe. Auch inhaltlich überraschte sie immer wieder mit feministischen und empowernden Statements, die sie an junge Frauen richtete. Genau in diesem Spannungsverhältnis zwischen äußerer Erwartungshaltung und Selbstbestimmung, verortet Shirin David offenbar auch ihre Fans. So beklagt sie aus der Sicht eines (fiktiven?) weiblichen Fans, dass Männer nicht nicht ständig damit rechnen müssen, für ihr Äußeres kritisiert zu werden.
Seh’ du erntest viel Kritik, find’, dass du sie nicht verdienst
Welcher Mann wird kritisiert für „großer Arsch in enger Jeans“?
Mein Onkel sagt, die Haare blond färben, wär’ nicht okay
Doch gleichzeitig trägt er ein Toupet
„Bad Bitch“ steht für Selbstbestimmung
Im weiteren Verlauf des Textes skizziert Shirin David das Umfeld der jungen Frau, die sich an sie richtet, und beschreibt ein Leben in einer deutschen Kleinstadt, in der Monotonie, homophobe Witze und sexistisches Verhalten an Schulen an der Tagesordnung stehen. Gleichzeitig wird der Frau vorgeworfen, die Musik eines „Schlechten Vorbilds“ zu hören, das junge Menschen „vergiftet“. Die Rapperin stellt in ihrem Song klar, was gesellschaftlicher Sexismus und Unterdrückung für sie bedeuten und welche Zustände junge Menschen letztlich zu ihrer Musik und ihrer Person führen. Schließlich liegt Shirin David herzlich wenig an der Meinung Anderer oder an traditionellen Rollenbildern.
Kein Wunder, dass ich in mei’m jungen Alter zu dir aufschau’
Denn was ich sonst lern’, ist nur das Verhalten einer Hausfrau
Hoffe, diese Nachricht geht nicht in dei’m Postfach unter
Denn schreibst du mir zurück, würde mein allergrößter Wunsch wahr
Der Song „Schlechtes Vorbild“ erschien ohne große Vorankündigung und ist ein Vorgeschmack auf Shirin Davids neues Album BITCHES BRAUCHEN RAP, das bereits am 19.11.2021 erscheint. Nach den Songs „Babsi Bars”, „Ich darf das”, „Lieben Wir” und „Be a Hoe/Break a Hoe” erschien kürzlich ein ausführliches Track-By-Track-Album-Snippet, in dem die Rapperin Hintergründe zu ihren neuen Songs liefert.