Shirley Manson mag zwar der Mittelpunkt von Garbage sein. Der musikalische Kopf der Band aber ist Produzerrtenpapst Butch Vig.


Noch vor zweieinhalb Jahren galten Garbage als die Band des Typen, der das bahnbrechende „Nevermind“- Album von Nirvana produziert hatte. Heute ist Garbage in den Augen der Öffentlichkeit ausschließlich die Band mit Frontfrau Shirley Manson. Ist das ein Problem für dich?

Nein, das ist überhaupt kein Problem für mich – und auch nicht für Duke und Steve. Shirley ist nun mal die Sängerin, und da ist es doch nur normal, daß sie im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses steht. Und die Kids, die unsere Musik hören, brauchen offensichtlich eine Bezugsperson, die überlebensgroß ist – so wie Shirley eben. Und das ist, glaube ich, auch einer der wichtigsten Gründe, weshalb Garbage so erfolgreich ist. Als ich noch ein Teenager war, wollte ich ja auch, daß meine Popstars richtige Superhelden sind.

Wer waren denn deine Helden?

Oh, die Beatles, Roxy Music oder die Beach Boys zum Beispiel.

Und du selber hast nie das Bedürfnis verspürt, so zu sein wie einer deiner Superhelden?

Ich hab‘ ja schon in mehreren Bands gespielt, aber dar Wunsch, Frontmann zu sein, ist mir dabei nie in den Sinn gekommen.

Weil du so schüchtern bist?

Nein, das liegt wahrscheinlich daran, daß ich kein Egoproblem habe. Ich muß nicht auf-Teufel-komm-raus im Mittelpunkt einer Band stehen.

Hat sich in den letzten zwei Jahren bei Garbage das Verhältnis zwischen den drei Männern und der Frontfrau stark verändert wegen Shirleys Aufstieg zum Superstar?

Nein, wir sind sogar eher noch näher zusammengerückt in der letzten Zeit. Und wir freuen uns, daß wir mit Shirley eine gute Freundin dazugewonnen haben. Wir drei und Shirl sind wirklich dicke Freunde geworden. Wir arbeiten sechs Tage in der Woche, nehmen uns den Sonntag frei, um dann zusammen ins Kino zu gehen oder zu mir nach Hause zum Dinner. Ja, wir verbringen sogar unsere Freizeit zusammen. Die meisten Musiker, die ich kenne, sind froh, wenn sie sich nach einer langen Tournee oder nach anstrengenden Plattenaufnahmen sofort aus dem Weg gehen können. Bei uns ist das aber alles ganz anders.

Wie gehst du um mit Shirleys Image als Sex Kitten?

Ich finde das ganze Theater, das um Shirley und ihre Äußerungen gemacht wird, ziemlich witzig. Mein Gott, sie ist nun mal so, wie sie ist. Aber um ganz ehrlich zu sein: Viele Zitate, die ihr zugeschrieben werden, wurden von den Schreibern vollkommen aus dem Zusammenhang gerissen, Journalisten sind ganz groß in dieser Disziplin – und natürlich sind sie auch groß im Erfinden von Gerüchten. Neulich hat mich zum Beispiel mal ein Interviewer gefragt, ob es tatsächlich wahr sei, daß Shirley im Studio splitternackt und bei gedämpften Licht vors Mikrofon tritt. Ich sagte, nein, Shirley hat immer ihre Kleidung bei den Aufnahmen an, aber Duke, Steve und ich, wir ziehen uns nackt aus und tanzen um Shirley herum, damit die Vibes besser werden, (lacht)

Wenn eine musikalische Errungenschaft dereinst mit den 90er Jahren in Verbindung gebracht werden sollte, dann ist das bestimmt das Phänomen des Remix.

Ja, das ist wohl wahr.

Nun giltst du ja selber als begnadeter Remixer. Ich denke dabei nur an deine U2-Remixe, die so frisch und modern geklungen haben, daß Bono immer getönt hat, das ganze „Pop“-Album seiner Band würde so klingen. Oh, vielen Dank.

Hast du schon mal einen Remix-Auftrag abgelehnt? Nicht aus Zeitgründen sondern, weil du eine Band so richtig schlecht gefunden hast?

Die meisten Aufträge, die ich zurückgewiesen habe, mußte ich aus Zeitmangel ablehnen. Nicht aus künstlerischen Gründen. Wie du dir vorstellen kannst, habe ich in den vergangenen anderthalb Jahren sehr viele Remix-Angebote bekommen. Aber als wir mit den Aufnahmen für „Version 2.0“ im April 1997 begannen, hatte ich einfach keine Zeit mehr dafür.

Mag sein, aber bleiben wir doch lieber bei der qualitativen Frage.

Nimm zum Beispiel eine Band wie Bush. Die kriegen irgendwann mal mit, daß es Remixe gibt. Und dann stellen sie fest, daß es doch eine irre Sache sein muß, auch mal ein Remix-Album zu machen. Das ist meiner Meinung nach nicht unbedingt die richtige Herangehensweise an einen Remix.

Aber du würdest nicht generell sagen, die Band XY ist großer Mist, die werde ich ums Verrecken niemals remixen?

(grinst) Doch, manchmal schon.

Wahrscheinlich wirst du keine Namen nennen, oder?

Ja, das ist absolut richtig.

Wann du Garbage In einem Satz charakterisieren müßtest…

… ja, dann würde ich sagen: Garbage ist mit Sicherheit die coolste Band, in der ich jemals gespielt habe.