Sie sind Helden: So war es bei den Black Keys im Berliner Postbahnhof
Eine Woche vor Veröffentlichung ihres neuen Albums spielen sich die Herren Auerbach und Carney eine Runde warm. Der Postbahnhof war ein Kinderspiel, die Arenen können kommen.
Wer die Black Keys auf ihrer letzten Tour gesehen hat, ging in der Regel glücklich nach Hause. Nicht, weil die beiden Musiker große Rampensäue wären oder „eine fette Show abziehen“. Auch die große Diskokugel über der Bühne konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die eigentlichen Stars des Abends immer die Songs waren.
In dieser Hinsicht könnte ihr achtes Album TURN BLUE, das nächste Woche erscheint, eine Wende darstellen: Musikalisch werden die Black Keys psychedelischer, atmosphärischer und ungemein poppiger; wer schon bei BROTHERS und EL CAMINO durchs Zimmer getanzt ist, dem sei diesmal erst Recht zum Instant-Kauf geraten. Die eigentliche Neuerung aber liegt darin, dass die Black Keys entdeckt haben, wie man sich verkauft: Der lange Lulatsch am winzigen Schlagzeug, der durch seine daumendicken Brillengläser verstohlen an die Decke blickt und im Takt zur Bassdrum Kaugummi kaut, während der kleine Bärtige mit der Gitarre seine Außenseiter-Lyrics im Soul-Falsett vorträgt, sind längst zur Marke geworden. Ihre bloße Präsenz scheint das Publikum im Postbahnhof schon glücklich zu machen. Ob die neu vorgestellten Songs zünden?
Tun sie. “It’s Up To You Now” erinnert angenehm ans letzte Jack-White-Album, und die Tame-Impala-Übung “Bullet In The Brain” bringt alle zum Tanzen, als wär’s schon seit Jahren ein Hit. “Fever” sowieso. Das Set, das nur Songs der letzten drei Alben enthält, beschränkt sich (wohl aufgrund der Radioübertragung) auf eine gute Dreiviertelstunde, besteht ausschließlich aus Höhepunkten – und hat genau deshalb keine. Doch eigentlich ist es Wurst. Die Jungs sind mittlerweile die Helden.
Dementsprechend wenig muss Dan Auerbach machen, um das Publikum bei Laune zu halten. Bei “Dead and Gone” wird geschunkelt, bei “Lonely Boy” gepogt, ohne dass es einer Aufforderung bedarf. Die Ansagen beschränken sich auf das Nötigste, ein einfaches “that was special” muss als Verabschiedung genügen. Ob das noch schüchtern oder schon abgehoben ist, ist schwer einzuschätzen.
Was am Ende des Abends bleibt, ist eine unspektakuläre, aber grundsolide Show, wie man sie von den Black Keys gewohnt ist. Vor allem bleibt aber die Erkenntnis, dass diese beiden Jungs, die uncooler eigentlich nicht sein könnten, aus der einstigen Gummi-Metropole Akron, Ohio stammen und eher wie Nebendarsteller aus The Big Bang Theory wirken, die noch immer das Potenzial haben, die größten Rockstars ihrer Generation zu werden. Man will es ihnen gönnen.