Silver Chair
Drei 15jährige Australier lassen Pearl Jam alt aussehen
Wenn eine Band ein Album im Stil von Pearl Jam und Soundgarden aufnimmt, dann ist das eigentlich nichts besonderes. Wenn besagte Band aber ohne den üblichen Medienhype mit zwei Singles gleichzeitig in den australischen Top 5 auftaucht, wird die Geschichte schon interessanter. Und wenn sich dann auch noch herausstellt, daß keines der Bandmitglieder älter als 15 Jahre ist, dann gleicht das einer kleinen Sensation. Silverchair, ein Trio aus der Industriestadt Newcastle an der australischen Ostküste, brachten das Kunststück fertig, über Nacht zu den Szene-Lieblingen auf dem Kontinent der Känguruhs zu werden. Ob’s am jugendlichen Alter der drei College-Boys liegt? Davon wollen Sänger und Gitarrist Daniel Johns, Bassist Chris Joannou und Schlagzeuger Ben Gillies nun wirklich nichts mehr wissen. „Es geht uns auf den Wecker, ständig auf unser Alter angesprochen zu werden“, erklärt Chris Joannou, „uns geht’s nur um die Musik.“ Und die erinnert auf dem Debütalbum ‚Frogstomp‘ verdächtig an die Töne von Eddie Vedder und Kollegen. „Als wir vor zwei Jahren anfingen, hörten wir zum ersten Mal Pearl Jam und dachten: ‚Wow, das ist höllisch gute Musik!‘ Deshalb klingen wir wie Pearl Jam“, meint Daniel Johns. Er und seine beiden Bandkollegen wohnen brav zu Hause bei den Eltern, gehen noch zur Schule und werden von ihren Müttern gemanagt. Das läßt nicht unbedingt den Verdacht aufkommen, daß die drei neuen Helden der alternativen Musikszene aus dem Holz geschnitzt sind, aus dem später mal rebellische Rockstars gemacht werden. Soll es auch gar nicht. Denn der Mythos von Sex & Drugs & Rock’n’Roll ist den dreien (noch) fremd. „Wir gehen nicht dauernd auf Parties und nehmen keine Drogen. Und mit diesem Generation X-Scheiß haben wir auch nichts am Hut. Wir sind längst nicht so übel drauf wie die.“ Solche großspurigen Worte ließen sogar die Vorzeigefrau des Grunge auf Silverchair aufmerksam werden. Skandalwitwe Courtney Love wetterte in gewohnt charmanter Art bei einem Auftritt ihrer Band Hole in Sydney über Sänger Daniel Johns: „Dieser Typ von Silverchair — der sieht aus wie mein Mann, aber er klingt wie Eddie Vedder. Und das ist scheiße.“ Was ist das für ein Gefühl für einen Teenager, von Mrs. Kurt Cobain niedergemacht zu werden? Daniel Johns bleibt cool: „Das juckt mich überhaupt nicht. Denn wir haben Nirvana noch nie so richtig gemocht.“