Simple Minds: Jim Kerr – Der Rosenkrieger


Im Clinch mit den Frauen: Nach Chrissie Hynde ist Jim Kerr nun auch von Patsy Kensit geschieden. Nur die Ehe mit den Simple Minds hält.

Du bist Mit kurzem offiziell geschieden (von Patsy Kensit, Anm. d. Red). Trotzdem hast Du kein Scheidungsalbum à la Phil Collins aufgenommen.

Der hat für jede Frau ein Scheidungsalbum gemacht. Ich habe ja noch nicht mal ein Hochzeitsalbum abgeliefert.

In „War Babies“ auf dem neuen Album „Neapolis“ geht es immerhin um Scheidungswaisen. Ist der Song an Deine beiden Kinder aus den gescheiterten Ehen mit Chrissie Hynde und Patsy Kensit gerichtet?

Das ist ein Song über den emotionalen Krieg, den wir Menschen uns liefern. Aber meine beiden Kinder hatten ja von Anfang an nicht sehr viel von mir, weil ich immer unterwegs bin. Insofern leiden sie nicht so unter der neuen Situation. Und sie haben auch untereinander Kontakt. Chrissie und Patsy wohnen nämlich zufällig nah beieinander. Und Chrissie ist richtig vernarrt in James, den Sohn, den ich mit Patsy habe. Beide Frauen sind typische Londonerinnen.

Und was bist Du?

Ein Reisender. Sieh mich an. Ich lerne alle meine Frauen in Hotels kennen.

Wie das?

Chrissie Hynde habe ich auf dem Hotelflur kennengelernt. Und Patsy auch. Ziemlich faul, oder? Charlie Burchili (Gitarrist der Simple Minds; Anm. d. Red.) hat übrigens auch eine Frau geheiratet, die er im Hotel kennengelernt hat. Sie hat dort gearbeitet.

Und in Hotels gibt’s auch Stoff für neue Songs…

Letzte Nacht habe ich ungefähr 20 Minuten in der Hotelbar gesessen. Da marschierten ein Politiker, ein bekanntes Model, ein paar reiche alte Frauen und ein Kerl mit einem Dealergesicht an mir vorbei. Ich stellte mir dann vor, was sich auf deren Zimmern so alles abspielt. Und schon hatte ich einen neuen Song zusammen. Aber manchmal geht in Hotels auch was schief.

Was zum Beispiel?

Als ich vor kurzem in Los Angeles auf mein Zimmer im „Sunset Marquis“ wollte, führte kein Weg an der Menschenmenge vorbei, die vor dem Night Club wartete – ich mußte mich anstellen. Als ich endlich vorn war, wollte mich der Türsteher nicht vorbeilassen.

Läßt Du Dir von Deiner 13jährigen Tochter sagen, was trendmäßig passiert?

Sie hält das letztjährige Glastonbury Festival für historisch – weil Kula Shaker aufgetreten sind. Ich finde The Verve, Oasis und Radiohead ganz nett. Aber Björk zum Beispiel schwebt meilenweit über diesen Jungs. Sie kommt mit völlig neuen Ideen. Reef fand ich toll, bis ich das ganze Album hörte. Es wurde immer langweiliger. Aber was soll man schon erwarten bei vier oder fünf Jungs auf dem Cover? Gitarre, Bass, Schlagzeug. Das ist wie mit den Stones. Aber mir wird das zu eintönig. Es sollte ein Gesetz gegen diese Art von Musik geben.