Slayer – Los Angeles, Palladium
Amerikas heftigst umstrittene Artisten des Untergangs langten wieder einmal kräftig zu. Die Hardcore-Thrasher aus dem Def Jam-Stall zelebrierten anläßlich der Veröffentlichung ihres neuen Albums SOUTH OF HEAVEN ihre apokalyptischen Visionen mit einer solchen Eindringlichkeit, daß man sich mitunter in Artauds „Theater der Grausamkeit“ versetzt fühlte. So bedingungslos aggressiv, so brutal und hart, so ohrenbetäubend laut wagt sich wohl derzeit keine andere Heavy Metal-Band auf die Bühne. Slayer sind nicht umsonst so etwas wie ein Seismograf unserer Gesellschaft. Und so wunderte sich denn auch niemand, daß sich vor dem Konzert ein Dutzend Langhaariger mit der nicht zimperlichen Polizei wahre Straßenschlachten lieferte.
Die Show selbst dagegen verlief eher glimpflich: Die Vier fegten im Stil von Thrash-Metal-Blitzkriegern über die Häupter des Publikums hinweg, mischten hier und da gar Free-Jazz-Ähnliches unter die Brechstangen-Songs. Die Gitarristen Kerry King und Jeff Hanneman brachten mit ihren überraschenden Tempovorstößen selbst den müdesten Arsch auf Vordermann, während Bassist/Sänger Tom Araya sowie Drummer Dave Lombardo die rhythmischen Tretminen legten.
Letztlich ist Slayers musikalisches Metal-Massaker trotzdem wohl nur ein Vehikel Tür die ätzend aggressiven Texte. Von „Silent Scream“ über „Behind The Crooked Cross“ bis zu „Criminally Insane“ ist das blutrünstiger Stoff, der sich bei genauerem Hinhören aber als metaphorisch verpackter Fingerzeig auf soziale Mißstände entpuppt.
Den Zuschauern waren solche Nuancen weniger wichtig. Ein Dickicht aus himmelwärts gestreckten Fäusten und wogenden Leibern zuckte immer wieder unter den Schlägen der Musik. Angesichts dieser fast schon gespenstisch anmutenden Begeisterung mußte auch der letzte Skeptiker kapitulieren. In der Tat: „Slayer regieren“. In ihrem Königreich aber herrschen Mord und Totschlag.