„Smule“: Soziales Netzwerk will Amateurmusiker weltweit verbinden


Die Entwickler von Apps wie „Ocarina“ und „Songify“ gehen mit einer Plattform online, die mehr als eine Milliarde Cover-Songs bietet.

Objektiv betrachtet bietet Smule seit Jahren Apps für gelangweilte Twens, die heimlich von einer Karriere als Musiker träumen. Mithilfe eines guten Dutzends mobiler Anwendungen musizierten in den vergangenen fünf Jahren Millionen von Nutzern Hunderte von Millionen von Cover-Songs zusammen – qualitativ irgendwo zwischen drollig-ambitioniert und Quatsch, den niemand braucht. Für die Entwickler der US-Firma Smule aber ist diese Musik ein Schatz, der es wert ist mit der Welt geteilt zu werden.

„Smules Mission ist es, die Welt durch Musik zu verbinden.“ So schreiben es die Gründer der Firma, die unter anderem Apps entwickelt haben wie die Karaoke-Software „Sing! Karaoke“, die Flötensimulation „Ocarina“ und den Autotune-Spaß „I Am T-Pain“. Auf den ersten Blick dienen all diese Spielereien nur einem Zweck: Zeitvertreib. Und doch verbirgt sich immer auch Smules Socializing-Philosophie in jeder einzelnen App. Eingesungene, gerapte, geflötete und nachgespielte Cover-Versionen sollen an Freunde geteilt, oder diese am Besten noch zum Mitmachen animiert werden.

Stündlich 20.000 Lieder

Ein Erfolgskonzept. Über die Jahre ist im Smule-Kosmos eine schier unüberschaubare Menge an Songs entstanden. Laut Smule sollen allein mit der App „Sing! Karaoke“ stündlich 20.000 Lieder eingesungen werden. Heute hätten bereits rund 125 Millionen Nutzer mehr als eine Milliarde Songs eingespielt. Bisher waren diese nur über die jeweiligen Apps abruf- und diskutierbar. Das ändert sich nun: Die neu ins Leben gerufene Webseite präsentiert das gesamte Œuvre aller Smule-Apps gesammelt in einer riesigen Community.

Hier hört man dann, wie eine junge Frau aus den USA „While My Guitar Gently Weeps“ sanft haucht und ein junger Herr, möglichweise vom anderen Ende der Welt, in einer zweiten Version eine Schweineterz drüberbrummt. Stilistisch bewegt es sich zwischen Singer/Songwriter-Klassikern und Handclap-Prolo-Rap. Die Lieder sollen kommentiert, geliked und favorisiert werden. Wer will, kann seinen eigene Version dazustellen, bestehende erweitern, remixen, sich zum Duett verabreden. Ein riesiger Jahrmarkt für Amateurmusiker und Möchtegernpopstars.

Doch bei allem Geläster: Tatsächlich lässt sich die Grundidee der Schöpfer bei Stöbern durch die Seite nachempfinden. „Musik ist das ursprüngliche soziale Netzwerk“, heißt es an einer Stelle. Musik soll hier mehr sein als etwas, das man sich anhört. Es geht um Kreativität, das Teilen, Erleben, Teilhaben und Verbinden. Die Nutzer folgen diesem Aufruf nur zu gern. Hier wird mithilfe der Musik kommuniziert – über die Liebe zur Musik selbst. Das Ergebnis ist fürwahr nicht immer meisterlich, und doch immer ein Grund, wenigstens ein „Like“ zu verteilen.