So reagiert James Cameron auf Rassismusvorwürfe bei „Avatar“
Indigene Bevölkerung kritisiert die Fortsetzung von „Avatar“. James Cameron reagiert auf Boykott und Vorwürfe
Vor 13 Jahren erschien der erste „Avatar“-Film auf der Kinoleinwand. Die Fortsetzung „Avatar: The Way of Water“ ist am 14. Dezember 2022 erschienen – und wieder wird Regisseur James Cameron vom indigenen Publikum unter die Lupe genommen. Das Franchise wird unter anderem wegen seiner „weißen Retter“-Erzählung, der angeblichen Verwendung von Stereotypen und einer unzureichenden Darstellung der indigenen Bevölkerung kritisiert.
Antikolonial, antiimperialistisch und umweltbewusst: Da geht noch mehr, meinen Kritiker*innen
Yuè Begay, ein Navajo-Künstler und Aktivist, hat in einem Tweet zum Boykott des Films aufgerufen und damit seitdem mehr als 47.000 Likes eingefahren. Twitter-Nutzerin Autumn Asher Blackdeer, Gelehrte der Southern Cheyenne Nation, hat hierfür eine Liste von indigenen Sci-Fi-Filmen gepostet, die Zuschauer stattdessen ansehen können:
„Avatar: The Way of Water“: Eine „Weiße Retter“-Erzählung?
„The Way Of Water“ lenkt keine besondere Aufmerksamkeit auf die ethnische Zugehörigkeit des Protagonisten Jake Sully, der sich am Ende von Teil 1 von einem Menschen in einen Na’vi verwandelt hat. Klar ist, dass er einen Außenseiter in der Gemeinschaft darstellt, deren Anführer er letztendlich wird.
Der Originalfilm aus dem Jahr 2009 folgt eben diesem Sully, der im Rahmen einer imperialistischen Mission zum Mond Pandora geschickt wird. Dort bewohnt er einen neuen Körper, der das Aussehen der Na’vi nachahmt, der blauen humanoiden Spezies, die in dieser Umgebung heimisch ist. Als Sully sich mit den Na’vi verbindet und sich in Prinzessin Neytiri verliebt, muss er sich zwischen beiden Welten entscheiden.
In der Fortsetzung ist Sully nun Oberhaupt des Omaticaya-Clans, als er und seine Familie erneut mit den kolonialen Ambitionen der Menschen konfrontiert werden.
„Durch die Linse des weißen Mannes“
Die Entscheidung, Sully ins Zentrum zu stellen – dessen Herkunft nicht ausdrücklich erwähnt wird, dessen Außenseiterstatus jedoch eine klare Parallele zu weißen Siedlern darstellt – spiele in die Rolle des „weißen Retters“ mit hinein. Das sei eine verpasste Gelegenheit, meint etwa Crystal Echo-Hawk, Präsident und CEO von IllumiNative, einer von indigenen Frauen geführte Organisation, die auf den Kernwerten und der Gemeinschaft der Ureinwohner basiert.
„(Cameron) erzählt vielleicht die Geschichte der Kolonialisierung, aber er erzählt sie durch die Linse eines weißen Mannes“, sagte sie gegenüber CNN.
Wie hätte Cameron diese Problematik lösen können?
Vielleicht durch die Einbeziehung von mehr Ureinwohnern auf allen Ebenen der Produktion. Das hätte eine authentischere Geschichte erzählt, die beim Publikum besser angekommen wäre – darin ist sich jedenfalls Echo-Hawk sicher. Sie sagt außerdem, ihre Organisation, die darauf abzielt, die Darstellung der indigenen Bevölkerung in den Medien zu verbessern, befinde sich in Gesprächen mit Disney darüber, wie das „Avatar“-Franchise ähnliche Fallstricke in seinem dritten Teil vermeiden könnte, der 2024 erscheinen soll.
So reagiert James Cameron
Der Filmemacher reagierte Anfang Dezember auf die Kritik an „Avatar“: Cameron war bereit, diese Probleme in einem Gespräch mit UNILAD vor der Veröffentlichung von „The Way of Water“ anzusprechen und sagte: „Ich denke, das Wichtigste ist, zuzuhören und sensibel auf die Probleme der Menschen einzugehen.“ Und weiter: „Das ist meine Philosophie im Allgemeinen. Die Menschen, die in der Vergangenheit zu Opfern wurden, haben immer Recht. Es liegt nicht an mir, wenn Sie so wollen, aus einer Perspektive des weißen Privilegs zu sprechen, ihnen zu sagen, dass sie falsch liegen.“
Zu den Vorwürfen der Cultural Appropriation sagt er: „Ich hoffe, die indigene Bevölkerung erkennt meine Absicht, ihre Weisheit zu feiern. Ich sehe die indigenen Völker, die es heute noch in unserer Welt gibt, als die Menschen, die mehr mit der Natur verbunden sind als wir in unserer von Industrie urbanisierten Zivilisation, und wir müssen von ihnen lernen. Meine Filme sollen diese Philosophien, diese Spiritualität feiern. Wenn wir dabei jemanden beleidigen, kann ich mich nur entschuldigen, aber wir tun unser Bestes.“
+++ Dieser Artikel erschien zuerst auf rollingstone.de +++