Soft Machine The Soft Machine
54 Ende der Sechziger Jahre passierte in der Popmusik eine ganze Menge, aber trotz der großen Umbruchstimmung hörte sich nicht Vieles so an wie die ultrakomplexe „weiche Maschine“ aus England. Schick benannt nach dem Roman von US-Kultautor William S. Burroughs, trafen unter diesem Namen im Londoner Intellektuellenund Künstler-Viertel Bloomsbury drei Charaktere zusammen, wie sie reibungsintensiver kaum vorstellbar waren. Da spielte Vordenker Michael Ratledge eine Orgel, bei der man Gefühl hatte, eine Biene summt im Kopf herum. Bassist/Gitarrist Kevin Ayers träumte bizarre Hippie-Phantasien und dachte sich Songtitel wie — übersetzt — „Noch schöner als ein Mülleimer“ aus. Dazu trommelte ein weggetretener Robert Wyatt so entspannt, als strömte ihm der Rhythmus durch alle Körpergefäße. Alle drei zusammen improvisierten wie gestandene Jazzer, aber sie schrieben Songs, die jeder mitsummen konnte. Es war Ratledges besessener Ehrgeiz, der die Pleuel der Soft Machine in Bewegung hielt, und es war seine Verbissenheit, die zuerst Kevin Ayers und anschließend Robert Wyatt (nach dem vierten Album) in die Flucht schlug. Dabei war die schier unglaubliche Abenteuerlust, mit das Trio auch mal zenbuddhistisch/dadaistische 20 Minuten lang „We Did It Again“ intonierten, ebenso irritierend wie unterhaltsam. Es schien alles leicht, selbstverständlich und grenzenlos, was Soft Machine im legendären UFO-Club (neben Pink Floyd) in diesem Jahr zustande brachten. Aber das Leichte entpuppt sich bekanntlich im Nachhinein oft als das Schwerste, und daran verhoben sich auf Dauer auch Ratledge & Co: Der Organist stellte die Maschine denn auch vier Alben später auf Automatik-Betrieb um.