SOHN, Mac DeMarco, Bela B – die Platten der Woche vom 04. April 2014


Diese Woche erscheinen unter anderem die Alben TREMORS von SOHN, SALAD DAYS von Mac DeMarco und BYE von Bela B. Alle weiteren Neuheiten findet Ihr im Text und in der Galerie.


Album der Woche: SOHN – TREMORS

Kaum hatte er angefangen, schon musste man um ihn besorgt sein. Da waren diese dramatischen Worte im Song „The Wheel“: „I died a week ago, there’s nothing left, it’s caught on video, the very last breath.“ Das klingt nach einem Akt der Verzweiflung, aber der Sohnemann hat bereits wissen lassen, dass es ihm um Abschied und Neuanfang geht.

>>> zur Rezension

Mac DeMarco – SALAD DAYS

Keine Frage – dieser Mann hat Humor, hat ein Händchen fürs Schrullige, fürs augenzwinkernde Zitat: Mac DeMarco, der schon seinen frühen, billigst und am laufenden Band produzierten LoFi-Garagenrock unter dem Namen Makeout Videotape mit faszinierend zwingenden Melodien ausstattete und dabei immer wieder auch den Crooner, den King, auf BOSSA YE YE gar einen formidablen Bossa-Nova-Laien gab, ist schon seit längerer Zeit einer der am buntesten schillernden Paradiesvögel, die im Indie-Land herumflattern.

>>> zur Rezension

Bela B – BYE

Es hat etwas vom Fluch des Erfolgs: Gerade weil Die Ärzte immer noch so verdammt erfolgreich sind, wird den Nebenaktivitäten von BelaFarinRod nie die gleiche Aufmerksamkeit zuteil wie dem Band-Output. Das war im Falle Dirk „Bela B“ Felsenheimer schon bei den beiden Vorgängern BINGO und CODE B so. Und auch BYE ist ein Album, das kaum jemand anderen als den eingefleischten DÄ-Fan erreichen wird.

>>> zur Rezension

Kaiser Chiefs – EDUCATION, EDUCATION, EDUCATION & WAR

Die Kaiser Chiefs waren nie als Band für die Ewigkeit ausgelegt. Werden Bierzeltbrummer oder gar Indieclub-Besucher in Zukunft noch „Ruby, Ruby, Ruby, Ruby“ grölen? Wohl eher nicht. Die einstigen Hitlieferanten könnten seit Jahren und mindestens zwei Alben kaum irrelevanter sein. Trotzdem schaffte die Band aus Leeds nun etwas, das nur die Allerwenigsten zustande bringen: Trotz Ausstiegs der treibenden Kraft der Band, Drummers und Songwriter Nick Hodgson, legen die „neuen“ Kaiser Chiefs ein mehr als ordentliches Album vor.

>>> zur Rezension

EMA – THE FUTURE’S VOID

Erika M. Anderson hat sich ein Thema für ihre zweite Platte zur Brust genommen, sich mit künstlicher Intelligenz und dem digitalen Gedächtnis der Ära Facebook befasst, das Daten sammelt und kombiniert und mehr von uns weiß, als wir uns je erträumt hätten. Es ist eine Melange aus Grusel und Faszination, die in den zehn neuen Songs der Amerikanerin immer wieder aufscheinen darf, in der melancholischen Pianomusik von „100 Years“ und den querschießenden Analog-Synthie-Melodien von „Satellites“, die von donnernden Elektrobeats in den Untergrund getragen werden, wo die Künstlerin dem „Neuromancer“ begegnet – benannt nach dem gleichnamigen Roman von William Gibson und Urstein für Cyberpunk.

>>> zur Rezension

Todd Terje – IT’S ALBUM TIME

Todd Terje ist ein Nerd, ohne Frage. Auf seinem Blog (letsnerd.com) gibt der Norweger zu Protokoll, wie viel Detailliebe ihn umtreibt. In einem Gespräch mit DFA-Chef James Murphy geht es dort um Lieblings-Synthesizer, das richtige Compression-Setting und das Aufnehmen von Drums.

>>> zur Rezension

Teebs – E S T A R A

Vielleicht werden die späten Nuller- und die frühen Zehnerjahre als eine Ära in die Geschichte der Popmusik eingehen, in der es nicht diese eine Muss-man-hören-um-(nicht)-dazuzugehören-Musik gegeben hat. Sondern viele verschiedene Splittermusiken, die sowohl als Hipster-Ausweis als auch als Distanzierungs- und Sezessionsmodell zum Hipstertum fungierten. Eine dieser Musiken ist die Musik auf Brainfeeder, dem Label von Flying Lotus aus Los Angeles.

>>> zur Rezension

Alcoholic Faith Mission – WE STOP THE WORLD FROM FALLING APART

Als Thorben Seierø Jensen und Sune Sølund 2006 mit den Aufnahmen zum Debütalbum von Alcoholic Faith Mission in Thorbens Schlafzimmer in Brooklyn begannen, konnte noch niemand ahnen, wohin die beiden Musiker ihre Reise in den nächsten Jahren führen würde. 2014 haben sich Alcoholic Faith Mission in der Independent-Szene längst einen Namen gemacht, auch wenn die Band noch lange nicht den Status genießt, der ihr eigentlich zustehen würde. Bevor nun das fünfte Studiowerk erscheint, präsentiert die Formation mit WE STOP THE WORLD FROM FALLING APART eine Art Best-of-Zusammenstellung, die eine Brücke vom alten zum neuen Sound schlagen soll.

>>> zur Rezension

Automat – AUTOMAT

Jochen Arbeit, Achim Färber und Georg Zeitblom. Blixa Bargeld, Lydia Lunch und Genesis P-Orridge. Was fällt dem Postpunksozialisierten Menschen bei diesen Namen jetzt ein? Die Einstürzenden Neubauten natürlich, Throbbing Gristle, Die Haut, Sovetskoe Foto. Industrial und die Folgen. Im Projekt Automat schließen die Postpunk-Recken Arbeit, Färber und Zeitblom nun in weiten Instrumentalbögen entfernt an diese Zeit an; in den Narrationen ihrer Gastsänger entstehen Assoziationen zu dem Ort, der alle hier eint.

>>> zur Rezension

Ratking – SO IT GOES

Ratking sind für das Innanet, was Rammellzee für die Downtown-Szene war und die Beastie Boys wenig später für HipHop als Massenkultur wurden: Brückenbauer zwischen Avantgarde und Alltag, Hood und Galerie, XXXL und XL. Der angebliche Punk-Hintergrund des New Yorker Quartetts wird dabei gerne und oft betont. Zu hören ist davon allerdings wenig – wenn man mal von einer gewissen Grundwut in der Stimme des blutjungen Lead-MCs Patrick „Wiki“ Morales, gerade mal 19 Jahre alt, und einer diffusen Anti-Haltung absieht, wie man sie fast allen Rappern seiner Generation attestieren könnte – vor zwei Jahren, anlässlich der am Konsumenten weitgehend vorbeigegangenen „Wiki93“- EP, warfen ihm Kritiker noch vor, zu nahe am Duktus des jungen Marshall Mathers zu sein.

>>> zur Rezension