Soul Asylum


Wer hat nur das „only“ vor den Rock „n“ Roll gestellt? Nach diesem Konzert stellt sich so die philosophische Frage des Monats. 1000 Münchner können in diesem Fall ausnahmsweise mal nicht irren – deren spontane Begeisterung in der proppenvollen Theaterfabrik war mehr als Entzugs-Enthusiasmus nach dem Sommerloch. Hätte sich Sylvia Juncosa als Opener auf ihre wirklich großartigen Gitarrenkünste beschränkt, ohne permanent das nichtige Volumen ihrer Stimme auszureizen – dieser Abend wäre das exquisiteste Lehrstück geworden zum Thema „Live-Musik, und wie man sie richtig macht“. Doch Sylvias Schwächen fegte Soul Asylum ohnehin mit den ersten Tönen mühelos hinweg. Als „beste Live-Band Amerikas“ werden die Vier aus Minneapolis bereits gehandelt, und dagegen läßt sich kaum etwas einwenden. Denn Soul Asvlum auf der Bühne – das ist Gitarrendruck, der ganz und gar unverkrampft aus den Verstärkern direkt in Herz und Beine dröhnt. Das ist Emotion, gekoppelt mit Energie, und das ist vor allem stimmiges Zusammenspiel. Vier Gleichgesinnte absolvieren mehr als gekonnte Pflichtübungen – allen voran Sänger und Gitarrist Dave Pirner, eine nicht alltägliche Erscheinung in der härteren Gitarrenszene: Denn der Mann kann richtig singen, von ekstatischen Stimm-Eruptionen bis hin zu leisen, fast zerbrechlichen Tönen. So ist er immer Mittelpunkt des gut gemischten Programms aus fünf Jahren und vier Platten Soul Asylum. Und die Band spielt sich mit jedem Ton die Seele aus dem Leib. So viel spontaner und wahrer Kraft kann sich denn auch kaum ein Zuschauer entziehen. Pirner und Co. belohnen den euphorisierten Saal nach dem besten Konzert des Spätsommers mit drei ihrer berühmtberüchtigten Cover-Versionen: Sie liefern Mitsingvergnügen mit dem Joplin-Standard „Mercedes Benz“, gröhlen mit Sylvia Juncosas tatkräftiger Unterstützung an der Gitarre Dr. Hooks Ode an „Sylvias Mother“ und schließen mit einem furiosen „Foxy Lady“, das Meister Hendrix sicher keine Magenkrämpfe bescheren würde. Das pure Vergnügen.