Soziales Tanzen


Man vergleicht sie mit den Größten der Hamburger (und Düsseldorfer) Schule. Vor allem aber sind Von Spar relevant.

Letzten Herbst bei der 15-Jahre-LADO-Jubiläums-Tour wurde viel getuschelt – am meisten von LADO-Gründer und-Chef Carol von Rautenkranz selbst- über das neueste Signing des Hamburger Labels: Von Spar. Keine ganz neue Entdeckung, sondern im Kern ein Zusammenschluss von drei Musikern, die vorher schon u.a. bei The Oliver Twist und Urlaub in Polen tätig waren. Kennengelernt hatten sich Von Spar „in Köln durch gemeinsame Bekannte im Musikdunstkreis“, erzählt Sänger Thomas Mahmoud. Und dabei stellte das Trio fest, dass „es eine gemeinsame musikalische Biographie zwischen unsgibt- Platten der späten 70er Jahre, aber auch House, Funk, Jazz, Popmusik-die man interpretieren und rezipieren“ wollte. Nach zwei EPs ist nun die uneingeschränkte FREIHEIT DER PRIVATEN initiative erschienen, ein hypernervöses, extrem tanzbares, kritisches, deutschsprachiges Album, bei dem man kaum umhinkommt, wenigstens kurz die Namen Goldene Zitronen und Fehlfarben – Peter Hein gastiert sogar als Sänger bei „Bunsenwahrheiten“ – fallen zu lassen. Mahmoud sieht solche Vergleiche allerdings zwiespältig, denn „es ehrt uns natürlich mit solchen Bands in einem Atemzug genannt zu werden“, Von Spar legen aber großen Wert darauf, nicht als „Retortenband“ abgetan zu werden: „Wir haben eine ganz andere, eher postmoderne Soundästhetik, und wir sind auch nicht die Strokes, diesich danngenauso kleiden, wie sie klingen.“ Reflexion von Kritik und die eigene kritische Reflexion gehören zum Selbstverständnis der Band. Ebenso wie demententsprechende, manchmal etwas verschwurbelte Kommentare (siehe Albumtitel!) zu aktuellen Zuständen: „Es gibt so ein bestimmtes Unbehagen, das durch das kollektive Nicken von großen Teilen der Gesellschaft zustande kommt. Kritik wird ja kaumgeübt Deswegen ist wahrscheinlich schon ein Arschtritt notwendig. Ich meine, ich merke das auch daran, dass sich mein halber Bekanntenkreis Zähneziehen lassen muss, weilsiesich keine Behandlung mehr leisten können.“ Im Gegensatz zu den Sternen (siehe ME 6/04), die sich auf ihrem neuen Album musikalisch eher zurücknehmen, um die Botschaft in den Vordergrund zu stellen, wollen Von Spar jedoch „auf jeden Fall, dass der Zuhörer auch mit der Hüfte schüttelt. Wir wollen gesellschaftliche Zustände zum Tanzen bringen.“