Spandau Ballet
Das letzte Hit-Album TRUE brachte den heißersehnten Durchbruch. PARADE, Spandaus neuestes Werk, schnellte zusammen mit der Single „Only when you leave“ denn auch gleich in die luftigen Chart-Regionen jenseits des Ärmelkanals; nicht zuletzt durch eine massive Plakatierungskampagne, die Londons verregnete Straßen mit dem ambitionierten Artwork des Covers verschönte.
Wurde TRUE noch in den malerischen Studios auf den Bahamas fabriziert, zog es Kemp und Konsorten diesmal in die Münchner Musicland- und Union-Studios. Warum ausgerechnet die Bajuwaren-Metropole? Gary: „Oh. wir stehen unheimlich auf die Atmosphäre. Die schönen alten Häuser… es war einfach der ideale Ort für diese Platte.“
Den Vorwurf mancher Kritiker, Spandau Ballet seien schaumschlagende Schönlinge, kostet Gary Kemp nur ein äußerst breites Grinsen: „Platte machen, Videos, live spielen, ein Image kreieren… was ist denn das Wichtigste überhaupt? Was ich erreichen möchte, besteht nicht darin, ein guter Musiker zu sein oder eine Über-Platte einzuspielen. Relevant für mich ist nur, eine rundum perfekte Popgruppe zu sein und von möglichst vielen Leuten als solche akzeptiert zu werden.“
Und hat er das mit Spandau Ballet schon erreicht? „Nein, da kommen immer wieder neue Dinge dazwischen. Das nächste Video, das nächste Cover… immer wenn so ein Ding fertig ist. bemerkst du erst, daß es hundert Möglichkeiten gäbe, es besser zu machen!“
Daß das britische Hit-Produzentenduo Swain & Jolly, das ansonsten auch so nette Mädchen wie die von Bananarama musikalisch betreut, maßgeblichen Anteil am Erfolg von Spandau Ballet hat, bestreitet Gary alleidings. „Ich schreibe die Songs, die Band tüftelt dann an den Arrangements, und wenn wir alles fertig haben, lassen wir die beiden mitreden. Tony Swain ist eigentlich mehr der Tontechniker und Steve Jolly ist als psychologischer Beistand für Tony Hadley abkommandiert.“ Und hört man die früheren Spandau-Elaborate, etwa aus JOURNEY TO GLORY-Zeiten (1981), mal vom Standpunkt der Gesangstechnik, kann dem Teenager-Herzen knickenden Sänger-Schönling eine intensive Arbeit an seinem Vokalorgan nicht abgesprochen werden.
Frage: Warum schaut dann der singende Tony immer so schmerzverzerrt? Gary: „Ich weiß nicht, vielleicht drückt ihn sein Schuhwerk… nein, im Ernst, er glaubt einfach an das, was er singt!“