Spice Girls, Istanbul, Abdi Ipekci Spor Salonu
RICHTIG VERSTANDEN HAB ICH DAS ALLES NIE diesen Hype um fünf Londoner Vorstadtgören, die gleich mit ihrer ersten Single („Wannabe“) zu den großen Pop-Abräumern der 90er wurden. Seit Erscheinen dieses Liedchens im vergangenen Jahr ist die ganze Welt im Dauer-Spice-Girls-Fieber. Und ein Ende der Manie ist nicht abzusehen. Die cleveren Mädels schaffen es beinahe täglich auf eine Titelseite, im Januar kommt der Spiee Girls-Film in die Kinos, und schon jetzt gibt es das zweite Album der fünf. Da war die Spice-Tournee nur noch eine Frage der Zeit. Doch jetzt endlich sind Mel B., Mel C., Victoria, Emma und Geri unterwegs. Der Live-Auftakt findet im fernen Istanbul statt. Grund für diesen exotischen Premieren-Ort: Die Tour wird von Pepsi gesponsert, und die Türkei ist das einzige Land Europas, in dem die Brausehersteller mehr von ihrem Getränk verkaufen als die Konkurrenz von Coca-Cola. Willkommen also zum Big Business in Reinkultur. Mit rund 12.000 Besuchern ist die Halle – natürlich – ausverkauft. Die meisten Fans sind unter 14 und fangen schon an zu kreischen, ehe überhaupt irgendetwas passiert ist. Vielleicht ja wegen der opulenten Bühnendekoration, denn die ist wahrlich perfekt. Genau wie das Outfit der Hauptpersonen. Schlag neun stöckeln die Spice Girls auf die Bühne – sexy aber nicht obszön, hübsch aber nicht verführerisch,fröhlich aber nicht ausgelassen. Und die Show? Die fünf Comic-Beauties tanzen, hüpfen, lachen, singen und glucksen. 90 Minuten lang. Beinahe so, als hätte sie jemand aufgezogen. Sämtliche Lieder ihrer rasanten Karriere rasseln die Spice Girls herunter, fehlerfrei aber furchtbar blaß und unterbrochen nur von einer artigen Ansage, in der die Fans von ihren Idolen ob ihrer Treue zu den „Girls“ gelobt werden. Das alles ist berechenbar, perfekt und prima probiert. Beinahe so wie die Neujahrsansprache des Bundespräsidenten. Die ist auch nicht frei von Emotionen. Aber so oft geübt, bis sie wirklich sitzt. Nicht jedermanns Sache eben.