„Spider-Man: Homecoming“: Eine Comic-Ikone wird zu Fast Food


Die aktuelle Neuauflage der Figur Spider-Man ist der richtige Film zur richtigen Zeit. In einigen Jahren wird sich allerdings niemand mehr an ihn erinnern.

2002 startete mit „Spider-Man“, in dem sich Tobey Maquire unter der Regie von Sam Raimi durch New York schwang, endgültig der Superhelden-Hype, der 2017 immer noch anhält und auch die kommenden Blockbuster-Jahre bestimmen wird. Mit „Spider-Man: Homecoming“ wird die Figur nun wieder einmal ins Kino gebracht. Und zwar mit dem jungen Tom Holland als menschliche Spinne.

Die Geschichte hinter „Homecoming“ ist dabei viel spannender als die Handlung des Films selbst: Sony hatte Marvel vor knapp zwei Jahrzehnten die Rechte an der Figur „Spider-Man“ abgekauft, allerdings nach drei Filmen einen kolossalen Fehler gemacht und Regisseur Sam Raimi herausgeschmissen. Es folgte ein Reboot der Reihe, 2012 übernahm Andrew Garfield die Rolle und sollte eine gesamte Trilogie anführen. Die Pläne wurden aber nach zwei Filmen eingestampft, Sony überließ in seiner Verzweiflung der Konkurrenz von Marvel und Disney die kreative Macht über die Figur.

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Und so erscheint „Homecoming“ zwar unter der Sony-Flagge, Marvel steuert allerdings Story, Regisseur und Nebenfiguren bei. Beide Studios verdienen Geld an dem Film und Sony darf sich nach katastrophalen Ausfällen endlich mal wieder über einen Hit freuen – in den USA wurde „Homecoming“ nämlich schon zum Megaerfolg, das Heckmeck um Verträge und Remakes scheint den Zuschauern also herzlich egal zu sein.

Herrlich provinziell

Der Film selbst erweist sich als effektive Action-Komödie, die genauso unterhaltsam wie belanglos ist. Peter Parker (wirklich sympathisch: Tom Holland) kehrt nach einem Kurzeinsatz im „Civil War“ nach New York zurück und versucht regelmäßig, nach Schulschluss einen guten Eindruck auf seinen Mentor Tony Stark/Iron Man zu machen. Er verhindert Diebstähle, Banküberfälle und hilft alten Leuten. Doch so richtig imponieren kann er seinem großen Vorbild damit nicht.

Tom Holland (l.) und Michael Keaton mit Regisseur Jon Watts.

Irgendwann kreuzen sich seine Wege mit denen von Adrian Toomes (Michael Keaton), der als „The Vulture“ Alien-Waffen klaut und auf dem Schwarzmarkt verkauft. Peter Parker sieht die Chance, seine erste richtig große Heldentat zu begehen, was Genre-bedingt in ausladenden Actionszenen mündet…

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Diese aktuelle „Spider-Man“-Neuauflage kommt genau zur richtigen Zeit. Das Hero-Genre ist ein wenig zu ernst geworden, die Welt wurde in den vergangenen Jahren einige Male zu oft gerettet. Deshalb ist der fast schon provinzielle Plot, in dem ein Teenager gegen einen Familienvater kämpft, der sich von Großkonzernen verraten fühlt, eine gelungene Erdung – bis am Ende auf dem Dach einen fliegenden Flugzeuges gekämpft wird.

Lustlosigkeit im Gesicht von Robert Downey jr.

Zwar ist der geerdete Plot zwar das Richtige, um den Ernst des Genres aufzulockern, der Effekt ist aber wahrscheinlich auch nur um Sommer 2017 interessant. Denn in fünf Jahren wird sich niemand mehr für „Spider-Man: Homecoming“ interessieren. Der Grund: Die komplette Handlung ist eingebettet in die bisherigen Marvel-Filme, hier kreuzt ein Captain America auf, da werden Anspielungen auf Thor und die Avengers gemacht. Regisseur Jon Watts hat zwar einen Film mit viel Herz gedreht, dessen Witze und Storyline sind allerdings nur mit Vorwissen genießbar.

Robert Downey jr. (Sonnenbrille) hat gefühlt keine Lust auf „Spider-Man: Homecoming“

Mit etwas Abstand betrachtet, wird die Neuauflage der Figur sein Momentum einbüßen und ein Beweis dafür sein, dass Filme dieser Größenordnung im Jahr 2017 vornehmlich gedreht wurden, um einen aktuellen Hype zu bedienen – und garantiert nicht der Nachhaltigkeit wegen. Denn „Homecoming“ hat weder Anfang noch Ende, steht dank der Einbindung von Robert Downey jr. nicht einmal auf eigenen Beinen. Das Marvel-Aushängeschild, das mit der Iron-Man-Reihe erfolgreich ist, taucht immer mal wieder auf, die Lustlosigkeit steht ihm ins Gesicht geschrieben. Und vielleicht auch das Wissen, dass hier eher Fast Food als Filmkunst produziert wird. Und das sich die Leute in einigen Jahren nicht „Homecoming“ mit Tom Holland, sondern „Spider-Man“ mit Tobey Maquire anschauen werden.

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