Spoon – Hamburg, Knust
Unterschätzte Amerikaner werden mit Hamburger/innen intim.
Weshalb die grandiosen Spoon hierzulande bisher nicht ansatzweise den Ruhm genießen, der ihnen zusteht, ist ein Rätsel. Die Band um den charismatischen Schlaks Brit Daniel macht schließlich völlig zu Recht in ihrer amerikanischen Heimat Hallen mit mehreren Tausend Zuschauern voll. Während hier bekanntere Jungslars wie Conor Oberst, dem Daniel einst seine Cure-Platten vermachte, Spoon als Einflußgeber nennen, leisten diese Überzeugungsarbeit der alten Schule: durch brillante Konzerte vor knapp 500 Gästen. Und es funktioniert. Jedes Mal kommen mehr; es spricht sich langsam doch herum, daß diese Band ganz außergewöhnlich zu rocken weiß. Besonders auffällig: der hohe Frauenanteil im Publikum. Wo sonst auf Konzerten so genannter ‚Gitarrenbands‘ mitgeschleifte Freundinnen in der Ecke stehen, während die dazugehörigen Jungs vor der Bühne Luftgitarre spielen, bildet die weibliche Fanschar hier die ersten vier Reihen und singt nicht nur bei alten Hits wie „The Way We Get By“ mit. sondern kann auch schon neue Songs wie „Sister Jack“ und „The Two Sides Of Monsieur Valentine“ auswendig. „Hamburg girls are the most beautiful“, freut sich der Gitarrist. Na. danke schön. Die musikalisch versiertesten hätte es auch getan. Herr Daniel verausgabt sich trotz schmerzhafter Rückenprobleme und entdeckt vergnügt einen alten Bekannten, der die Damen vor der Bühne um einen Kopf überragt: „Hamburg ist unsere liebste Stadt in Deutschland“, ruft er und setzt gleich nach: „Nein, das meine ich ganz ehrlich! Denn hier sehen wir immer Jan Wigger im Publikum. Der hat behauptet, unsere neue Platte sei die beste Indierockplatte des Jahres!
Was zum Teufel soll das überhaupt sein, Indierock? Brit Daniel weiß, wie man ein Publikum einwickelt. Diese unaufgesetzte Intimität, von der so genannte „Entertainer“ nur träumen können, ist es, die Spoon-Konzerte so besonders macht. Die Geschichten, die hier erzählt werden, werden zu persönlichen Wegbegleitern, die man mitnimmt. Vielleicht ist das der Grund, warum so viele Frauen und auch Kollege Wigger, das alte Emogesicht, Spoon so lieben. Hier geht es nicht um Coolness, hier geht es um Authentizität. Und die kommt manchmal mit heftigem Feedback, hat aber niemals große Posen nötig.
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