Spot Festival In Aarhus


Trüffelsuche in Dänemark: Beim "South By Southwest des Nordens" lassen sich die Schätzchen von morgen aufstöbern.

Aarhus. Ein überschaubares Städtchen, das sich nicht anfühlt wie die zweitgrößte Stadt Dänemarks. Was es aber ist, und damit die Musik nicht nur in Kopenhagen spielt, leistet sich die hiesige Musikbranche seit Jahren das SPOT Festival. Im bonzigen Musikhuset, das mehrere Konzertsäle fasst, in umliegenden Clubs und Zelten spielen ein Wochenende lang Dänemarks Stars und Newcomer um zunehmend auch internationale Aufmerksamkeit. Man nennt das SPOT schon das SXSW des Nordens: Mew und lie Raveonettes nutzten das Festival als Sprungbrett, Alphabeat unterschrieben vor zwei Jahren nach ihrem Gig einen weltweiten Deal. Letztes Jahr gehörten Düne und VETO zu den Abräumern, und längst tummeln sich Acts aus aller Welt, vornehmlich aber Nordeuropa, auf den Bühnen. Drei Tage lang gilt’s also von Set zu Set zu springen und möglichst keinen Hype zu verpassen. Die überfüllten Shows von Emih’ana Torrini und WhoMade-Who bleiben gleich mal links liegen -die kennen wir ja schon. Bei der Trüffelsuche muss die Spürnase freilich auch in viel Mist gesteckt werden. Da werden die Finnen Joensuu 1685 alsShoegaze-Meister angekündigt, entpuppen sich aber als der Grcy Rebel Mofa Club. Da mixen Kellermensch Interpol mit Linkin Park, was nicht gut geht. Außerdem scheint es neuerdings obligatorisch für Songwnter, ein Laptop und eines dieser Ich-loop-mich-selbst-Pedale zu haben, darauf herumzudilettieren und dann zu erwarten, dass wir immer wieder aufs Neue staunen. Zu den Gewinnern: Die Kopenhagener When Saints Go Machine fransen zwar aus, weil sie zu viel gleichzeitig wollen. Aber manchmal kriegen sie es hin (vermutlich sogar ungewollt), nach TV On The Radio mit Antony am Mikrofon zu klingen. Speziell ist auch Birk Storm aus Grönland, zwar auch ein Laptopper, aber mit Band, mit Funk und mit skelettiertem Dub. I Was A King aus Norwegen perfektionieren angenehm unspektakulär das US-Alternarock-Ding. Die jungen Lokalmatadoren Kiss Kiss Kiss hätten, wären sie Briten, schon drei NME-Coverstorvs für ihr zackiges Indiedisco-Futtcr bekommen, und The William Blakes, die ihr Debüt nicht ohne Grund „Wayne Coyne“ nannten, stampfen mal wie Modest Mouse und nerd-rhythmisieren dann wieder wie die frühen Talking Heads. Sauber. Unser persönliches Highlight finden wir letztlich im treibenden Beat-Synth-80s-Revival von Turboweekend (Foto) aus Kopenhagen. Die haben einen doofen Namen, aber die Indietanz-Wucht von The Faint und den Presets, und wer jetzt denkt, sowas hätte er zuletzt wirklich oft genug gehört, dem sei versichert: Wenn Turboweekend Ende des Jahres auf den Kontinent losgelassen werden, dann können wir was erleben.