Steve Winwood…noch immer Rock’n’Roller?


Mein erstes Zusammentreffen mit Steve Winwood vor ungefähr drei Jahren war nicht sehr erfolgreich verlaufen. Er hatte damals gerade sein erstes Soloalbum veröffentlicht, auf das er uns mindestens sieben Jahre hatte warten lassen. Winwood ist ein zurückhaltender Mensch; oft scheint er sich über seine musikalische Stärke und seine stimmlichen Qualitäten gar nicht im Klaren zu sein. Das Theater, das man einst um den jungen Michael Jackson machte, als Kritiker ihn schon in seiner Jugend als „Black Sinatra“ apostrophierten, erscheint mir ziemlich unangemessen, zumal Steve Winwood bereite vor 17 Jahren im zarten Alter von 15 „Georgia On My Mind“ in seiner vollen Atmosphäre packte. Das war bekanntlich zu Zeiten der Spencer Davis Group.

Als er mit jener Band die höchsten Chart-Positionen erreicht hatte, stieg er aus, um am Trafnc-Projekt zu arbeiten. Draußen in Gloucestershire, wo Traffic geboren wurde, lebt Winwood noch heute. Ein neues Solo-Album, ARC OF A DIVER, ist veröffentlicht (vergL ME 2/ 81): eine Solo-LP im wahrsten Sinne des Wortes, denn Steve spielt hier alle Instrumente selbst Wir trafen uns bei Island Records, seit 14 Jahren Steves JHeimat“.

ME: Werfen wir mal einen Blick zurück in deine Jugend, da gibt’s eine Single namens „Georgia On My Mind“. Mir fiel dabei dein Hauptinstrument auf, deine Stimme.

Winwood: Ja, das ist so, ein Lied ist für die Stimme, dielnstrumente sind nur Begleitung.

ME: Mit fünfzehn hattest du eine Stimme wie ein schwarzer Sänger. Einem Freund spielte ich diese Platte vor, er war der Meinung, der Sänger müsse so um 45 Jahre alt sein.

Winwood: Oder50!Ich sag’dir, was es ist. In jungen Jahren hörteich mir alle möglichen Platten an. Uns fiel damals so eine Blues-Musik auf, etwas, was wir vorher noch nie gehört hatten. Und das ist so 20 bis 23 Jahre her. Diese Musik hörte ich reichlich! Spencer Davis Group spielten das nach. Und so fängt eigentlich jeder an, Musik zu machen. So hob‘ ich diese neuen Töne auch nachgemacht, es hatte für mich sehr viel Bedeutung, ich mußte das machen … eben diese Musik.

ME: Du hast auf dem Piano angefangen, später kam die Gitarre hinzu, Baß usw. und dann wurdest du zum Singen überredet. Ich glaube, damals warst du dir der ganzen Kraft deinerStimme kaum bewußt.

Winwood: Ja, das stimmt. Gesang im Kirchenchor, ja, aber.“.Jazz und sowas hob’ich mir nur angehört. UndunterSingen habe ich mir immer etwas anderes vorgestellt. Ernsthaft angefangen hob‘ ich erst viel später.

ME: Wie dem auch sei, je älter du wirst, umso weniger aggressiv wird dein Gesang. Er ist noch voll, doch viel gelassener und ruhiger …

Winwood: Ja, das kann schon sein, das passiert mit der Zeit.

ME: Fällt dir das auch selbst auf? Winwood: Ja, klar. ME: Auf deinen zwei Solo-Platten fallt mir ein Soul-Einfluß auf, besonders von Leuten wie Marvin Gaye. Er hat dich beeinflußt? Winwood: Ja, all das Motown-Zeug, damit bin ich aufgewachsen. Das sind alles Super-Scheiben! Mir hat jemand gesagt, daß sich das Titelstuck von,Are OfA Diver“nach Smoky Robinson And The Miracles anhört, noch jemand dachte dabei an Marvin Gaye.

ME: Stimmt es, daß du alle Stücke auf der neuen Platte selbst geschrieben hast?

Winwood: Ja, das stimmt. Doch waren immer Leute mit dabei: Viv Stanshall, George Fleming und Will Jennings, so gibt’s kein Stück, das ich ganz alleine geschrieben habe.

ME: So hast du noch immer das Problem mit Papier und Bleistift, um die eigenen Texte zu schreiben? Winwood: Es gibt vieles, was